Präsentation in London

Rolling Stones: So altväterlich ist das neue Video

Die Rolling Stones (Ron Wood, Mick Jagger, Keith Richards) bei der Live-Präsentation in der 1901 errichteten Music Hall „Hackney Empire“.
Die Rolling Stones (Ron Wood, Mick Jagger, Keith Richards) bei der Live-Präsentation in der 1901 errichteten Music Hall „Hackney Empire“.APA / AFP / Daniel Leal
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Das neue Album „Hackney Diamonds“ erscheint am 20. Oktober. Der Song „Angry“ ist schon da.

Mehr retro geht kaum: Im Video zum „Angry“, dem ersten nun veröffentlichten Track des neuen Stones-Albums „Hackney Diamonds“, sieht man die 25-jährige Schauspielerin Sidney Sweeney, bekannt aus den Serien „White Lotus“ und „Euphoria“, wie sie sich auf dem Heck eines alten roten Mercedes räkelt, der durch Los Angeles fährt. Ihre Haare flattern lebenslustig im Fahrtwind. Drumherum posieren die Rolling Stones in jüngeren Jahren, umgeben von Werbeplakaten ihrer berühmten Alben. Das Gitarrenriff erinnert ein wenig an „Start Me Up“, Mick Jagger trägt dick auf („I never caused you no pain!“), der Refrain hat ein bisschen Soul, Ron Wood spielt ein Solo, das man sich nicht merken muss.

Die Emotionen „anger and disgust“ seien die ersten Motive für das Album gewesen, aber dann habe man sich doch zu einer eklektischen Mischung entschlossen, erklärte Jagger in einer Live-Präsentation via YouTube dem US-Showmaster Jimmy Fallon. Dieser war, auch das eher retro, extra nach London eingeflogen worden, um eine halbe Stunde mit Jagger, Keith Richards und Ron Wood zu plaudern und zu scherzen. In einem plüschig-roten Vorstadtetablissement im Londoner Bezirk Hackney, nach dem das Album benannt ist. Die Stones seien eben eine Londoner Band, sagte Jagger und erklärte, was „Hackney Diamonds“ sind: die Glasscherben nach Einbrüchen, wie sie in dem einst verrufenen Bezirk öfter vorkamen. Alternativen für den Namen seien „Hit& Run“ und „Smash & Grab“ gewesen, warf Richards ein. Das Album wird am 20. Oktober erscheinen, es ist das erste mit lauter neuen eigenen Stücken seit „A Bigger Bang“ (2005). „Wir waren sehr faul“, bedauerte Jagger, aber immerhin hätten sie fleißig live gespielt. Alben und Tourneen seien die heiligen Grale des Rock’n’Roll, sagte Keith Richards mit seinem unnachahmlichen breiten Grinsen: „Aber es gibt auch unheilige Grale.“

Zwei Tracks mit Charlie Watts

Von 23 Tracks, die in Jamaika, Los Angeles und New York aufgenommen wurden, wurden zwölf ausgewählt. Auf zwei Songs („Live By The Sword“, „Mess It Up“) ist noch der am 24. August 2021 verstorbene Charlie Watts zu hören. „He‘s our number four, he‘s up there“, sagte Richards, gen Himmel weisend. Er selbst singe unter anderem auf „Tell Me Straight“: „I can tell straight that I have no idea what it’s about.“ Mit „Sweet Sounds of Heaven“ sei auch ein Gospel auf dem Album, sagte Jagger, worauf Richards einwarf: „Du warst doch dein Leben in keiner Kirche!“ Was das Geheimnis ihrer 60-jährigen Arbeitsbeziehung sei, fragte Fallon. „Wenig Konversation“, antwortete Jagger. So neckten einander die beiden heute 80- bzw. 79-Jährigen wie gewohnt, sprangen ein paarmal sogar agil aus den Sofas. Auch der 76-jährige Ron Wood gab sich launig: „In unserem Alter muss man die Finger beweglich halten.“ Ist gelungen.

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