Analyse

Radikale Konzepte für den Umbau Israels gewinnen Zulauf

Die Proteste gegen die Justizreform setzen breite politische Debatten in Gang.
Die Proteste gegen die Justizreform setzen breite politische Debatten in Gang. APA / AFP / Jack Guez
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Von Kantonen für Säkulare und Orthodoxe bis zur Föderation mit Palästina: Durch Israel schwirren Ideen zur Neuerfindung des Staates.

Ein säkularer Staat Israel mit Tel Aviv als Hauptstadt grenzt an eine ultraorthodoxe autonome Zone in Jerusalem, in der strenge Ordnungshüter über die Einhaltung religiöser Regeln wachen: Diese Dystopie entwarf vor wenigen Jahren die israelische Fernsehserie „Autonomien“. Vielen schien das Szenario nicht allzu weit hergeholt: Tatsächlich folgt das Leben in strengreligiösen Städten wie Bnei Brak gänzlich anderen Regeln als jenes im liberalen Tel Aviv, wo Regenbogenfahnen an Balkonen wehen.

Und das aktuelle Ringen um die umstrittene Justizreform der Regierung ist nicht zuletzt ein Symptom viel tiefer liegender Konflikte: Während es vor allem die Vertreter des liberalen Israels sind, die Woche um Woche zu den Protesten strömen, stehen viele Ultraorthodoxe auf Seiten der Regierung.

Manche glauben, dass diese weltanschauliche Kluft sich nicht überbrücken lässt – und machen deshalb radikale Vorschläge: Statt Brücken zu bauen, wollen sie Grenzen ziehen. Einige wollen Israel in Kantone aufteilen, andere das Land komplett spalten in einen religiösen und einen säkularen Staat. Wieder andere träumen von einer Konföderation, die auch die Palästinenser einschließt. Eines aber haben all diese Initiativen gemeinsam: Die Radikalität, mit der Israels innerer Konflikt ausgefochten wird, treibt ihnen neue Anhänger zu.

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