Wachstum: Die Deutschen sollen es richten

Wachstum Deutschen sollen richten
Wachstum Deutschen sollen richten(c) REUTERS (LISI NIESNER)
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Österreichs Wirtschaft stagniert. Doch heimische Ökonomen glauben an die Wende im Windschatten des großen Nachbarn, Deutschland. Deutschland selbst ist da weniger optimistisch und erwartet eine Wachstumsbremse.

Wien/Auer. Die heimische Wirtschaft stagniert. Anders kann man das Miniwachstum, das die Ökonomen des Wirtschaftsforschungsinstituts am Dienstag für das zweite Quartal 2013 ausgegeben haben, nicht nennen: ein reales Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Denkt man an die statistische Schwankungsbreite bei derartigen Schätzungen/Berechnungen, könnte die Wirtschaftsleistung genauso gut im Minus liegen.

Nicht gerade die besten Nachrichten für die beiden wahlkämpfenden Regierungsparteien. Wie praktisch, dass die Ökonomen immerhin bereits eine „Konjunkturwende“ am Horizont gesichtet haben wollen. Im Windschatten des wieder erstarkten Nachbarlandes Deutschland werde sich Österreich in der zweiten Jahreshälfte aus dem Schlamassel ziehen, so die Hoffnung. Genährt wird sie vor allem von optimistischeren Umfragen unter Betrieben, wie dem Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts. Deutschland selbst hat von der bevorstehenden Wende zum Guten offenbar wenig bemerkt. „Nach dem kräftigen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal um 0,7 Prozent wird sich das Wachstumstempo im zweiten Halbjahr normalisieren, da Nachholeffekte auslaufen“, erklärte das deutsche Wirtschaftsministerium am Dienstag in seinem Monatsbericht. Im Klartext heißt das: Deutschlands Wirtschaft wird nicht schneller, sondern langsamer wachsen als im ersten Halbjahr. Auf Deutschland kann Österreich seine erhoffte Konjunkturwende 2013 also nicht bauen.

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Wachstum (C) DiePresse

Gute Stimmung, schlechte Zahlen

Dabei haben sich die guten Nachrichten in Europa zuletzt tatsächlich gemehrt. Die deutschen Maschinenbauer erwarten ein Ende der Flaute, Polen hat sich aus der Krise manövriert, Frankreich erst im Frühjahr den Sprung aus der Rezession geschafft, und der Economic Sentiment Indicator der EU lag im August beinahe wieder im langjährigen Durchschnitt. Alles deutet in Richtung Normalisierung auf niedrigem Niveau. Kein großes Wachstum, aber immerhin keine Rezession mehr.

Verglichen mit zuletzt freundlicheren Umfragen fallen die „harten“ Daten der Volkswirte allerdings schlechter aus. In Frankreich, nach Deutschland die größte Volkswirtschaft der EU, stieg die Industrie im Juli schon wieder kräftig auf die Bremse. Das Defizitziel ist dahin. Außer Reichweite. Und auch Italien, die Nummer drei in Europa, erlitt zuletzt den achten Quartalsrückgang in Folge. Der erhoffte Aufschwung in Europa muss wieder einmal in das nächste Jahr verschoben werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2013)

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