Der Heimspiel-Fan

Am Tag danach las man in den Gazetten von einer Stimmung auf den Rängen, als wäre man im Hexenkessel des Ali-Sami-Yen-Stadions zu Istanbul gewesen.

Ja, eh. Der Heimspiel-Fan wachelt mit der Fahne zum „Radetzkymarsch“, er singt „I am from Austria“ und „Land der Berge“, nach dem Anpfiff auch noch „Immer wieder Österreich“. Dann ist der Heimspiel-Fan fürs Erste aber einmal ruhig. Und wenn sich auf dem Feld nicht viel tut, wie an diesem Dienstagabend, dann ist er sehr lange ruhig, der Heimspiel-Fan. Im konkreten Fall bis zur Corner-Serie – vier Stück en suite –, gegen Ende der zweiten Hälfte.

Da erwachte der Heimspiel-Fan wieder. Und es traf es sich gut, dass schon wenig später das 1:0 fiel. Da hüpfte der Heimspiel-Fan auf, schrie „Daaavid! Alabaaa!“ mit, sang noch einmal „Immer wieder Österreich“, doch für die „Welle“, vom harten Kern angestoßen, reichte es schon nicht mehr. Nach dem Schlusspfiff dann noch ein „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, ja sogar ein „Marcel Koller“-Sprechchor war diesmal drinnen. Dann ging der Heimspiel-Fan nach Hause.

Aber vielleicht war es im Ali-Sami-Yen-Stadion ja auch nie so hexenkesselig, wie uns immer erzählt wurde. OLI


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("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2013)

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