Sammer wütet: "Wir spielen Fußball ohne Emotionen"

Sammer wuetet spielen Fussball
Sammer wuetet spielen Fussball(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Witters)
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Matthias Sammer, Sportvorstand des FC Bayern, war nach dem 2:0 gegen Hannover nicht zu bremsen. "Wir verstecken uns zur Zeit hinter unserem Trainer, machen nur Dienst nach Vorschrift", meinte Sammer verärgert.

München. Matthias Sammer hat der siegreiche Bayern-Auftritt kurz vor dem Start der Champions-League ganz und gar nicht gefallen. „Wir müssen raus aus einer gewissen Komfortzone und uns gegenseitig mitreißen“, forderte der verstimmte Sportvorstand nach dem 2:0-Erfolg über Hannover 96. Während David Alaba und Co. die Königsklassen-Generalprobe als Pflichtsieg abhakten, startete Sammer einen Auftritt als Mahner.

„Wir verstecken uns zur Zeit hinter unserem Trainer“, kritisierte Sammer in den Arena-Katakomben den keineswegs mitreißenden Auftritt des Münchner Millionenensembles. „Den Hype, für den er ja überhaupt nichts kann, wie jeden Tag Pep hin, Pep her, Pep hoch, Pep runter, finden wir alle so prima, dass wir sagen, ach gut Mensch, da stehen wir alle auch ein bisschen weniger in der Verantwortung“, monierte Sammer. „Wir spielen zum Teil lethargisch, wir spielen ohne Emotionen Fußball, wir machen Dienst nach Vorschrift. Jeder will, das ist keine Frage des Wollens, aber wir emotionalisieren uns nicht in gewissen Phasen“, betonte Sammer. „Ich rede ja nicht über 20 Prozent, ich rede nur über 2,3 Prozent, die uns fehlen, aber die kommen niemals von außen, die kommen immer von innen.“

Die Profis gingen mit sich selbst nicht so hart ins Gericht. „Man braucht die Siege, um Punkte zu bekommen in der Tabelle, das haben wir geschafft. Das war ein hartes Stück Arbeit, man hat die Länderspielpause schon gemerkt“, befand Thomas Müller. Widersprechen wollte aber auch keiner der Sammer-Kritik. „Da hat er vielleicht recht“, erklärte Arjen Robben. Öffentlich gab es von Trainer Guardiola keine Kritik und wieder eine leise Analyse, aber in der Kabine geht es laut den Worten von Sammer anders zu. „Unser Trainer muss jedes Mal eine Brandrede halten, dass wir in die Gänge kommen. So geht das nicht“, kritisierte Sammer den Auftritt im neuen Spieldress in Wies'n-Tracht-Optik.

„Scheinwelt gefällt mir nicht“

Auch wenn die Situation als ungeschlagener Tabellenzweiter und frisch gekürter Supercupsieger alles andere als schlecht ist, „darf man die Realität nicht aus den Augen verlieren“, monierte Sammer. „Fünf Titel in den letzten 14 Monaten, Ribery als Europas Fußballer des Jahres, vielleicht kriegen wir den noch zum Weltfußballer – das ist so eine Scheinwelt, finde ich, und das gefällt mir nicht.“ Erklärungsansätze wie auf verschiedenen Positionen eingesetzte Spieler seien „alles Alibikäse“.

Bei Konkurrent Dortmund ist nach dem fünften Sieg im fünften Spiel und dem damit verbundenen besten Saisonstart in der Vereinsgeschichte alles eitel Wonne. Mit einem Dauerlächeln kommentierte Trainer Jürgen Klopp die neue Bestmarke: „Wahnsinn, was unsere Jungs da vorn gemacht haben im Umschaltspiel – da wird einem ja Angst und Bange.“ Unruhe herrscht in Bremen, Manager Thomas Eichin sprach nach dem 0:3 gegen Frankfurt von einer „grausamen Leistung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2013)

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