„Spatz und Engel“: Verliebt in Piaf und Dietrich

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Sona MacDonald und Maria Happel brillieren mit Kraft und Klasse als Marlene Dietrich und Edith Piaf in der Burg.

Sie waren befreundet, vielleicht auch einmal verliebt, aber sicher war die Beziehung zwischen Marlene Dietrich und Edith Piaf nicht so lebensprägend für beide, wie sie im Stück „Spatz und Engel“ von Thomas Kahry und Daniel Große Boymann dargestellt wird.

Das macht aber nichts; und es macht auch nichts, dass das Stück, das am Dienstag im Burgtheater Premiere hatte, nichts Besonderes ist, dass es weder psychologisch aus dieser Freundschaft etwas herausholt noch in irgendeiner anderen Hinsicht über Klischees hinausgeht. Es reicht nämlich, dass „Spatz und Engel“ einen raffinierten Einfall passabel umsetzt: die zwei Sängerinnen in einem Stück zusammentreffen und ihre bekanntesten Hits singen zu lassen. Wenn man dann auch noch zwei maßgeschneiderte Schauspielerinnen wie Sona MacDonald und Maria Happel dafür hat, ist der Jubel programmiert, und den gab es auch bei der Premiere im Burgtheater.

Die ursprüngliche Bezeichnung „szenische Lesung“ hat man fallen gelassen, wohl weil sie zu langweilig klang; aber „Spatz und Engel“ ist in der Burg tatsächlich auf ein Minimum an gespielter Handlung reduziert. Nur drei zusätzliche Schauspieler agieren in verschiedensten Rollen auf der kargen Bühne, ironisch und flott, auch die zwei Hauptdarstellerinnen spielen ihre Beziehung nur andeutungsweise. In der Realität waren die zwei vielleicht sogar ein Liebespaar; in der Burg nimmt man Sona MacDonald und Maria Happel diese Freundschaft nicht ab.

Mondäne Domina, explosives Pummelchen

Aber sie ist ja auch nur das Alibi, um Marlene Dietrich und Edith Piaf singend auf die Bühne und durch ihre Gegensätzlichkeit noch mehr zum Leuchten zu bringen: hier die mondäne, alles kontrollierende Domina, dort das explosive, mal himmelhoch jauchzende, mal zu Tode betrübte Pummelchen. Sona MacDonald spielt Marlene Dietrich, wie man sie nicht besser spielen kann, verführerisch und mit unglaublicher Klasse; ihre Interpretation der Lieder knistert förmlich. Dass Maria Happel Edith Piaf singen kann, weiß man in Wien spätestens seit ihren so erfolgreichen Piaf-Liederabenden im Akademietheater. Und die Kraft, mit der sie das immer noch macht, ist sensationell. sim

Weitere Vorstellung: 29. Oktober, 20 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2013)

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