Die Nationalratspräsidentin bleibt im Amt.
Barbara Prammers Entscheidung, ihre Krebserkrankung öffentlich zu machen und trotz der Schockdiagnose ihre Arbeit wieder aufzunehmen, zeigt enorme Stärke. Wenn man sich erinnert, mit welchem Aufwand lange dementiert wurde, wie es etwa um Bruno Kreiskys oder Alois Mocks Gesundheitszustand stand, weil krank als untragbares Zeichen von Schwäche galt, so ist Prammer umso mehr Mut zu attestieren. Und es überrascht nicht, dass gerade eine Frau keine Angst davor hat, mit der Bekanntgabe einer Erkrankung als geschwächt zu gelten: Auch ein Kontrapunkt zu den Herren Stronach und Strache, die ihren Körper entblößt haben, um Einsatzfähigkeit zu demonstrieren.
Prammer geht einen schonungslosen Weg: Sie wird beobachtet werden, man wird nach Anzeichen der Krankheit suchen. Krebspatienten erzählen oft, dass besorgte Fragen der Umgebung, wie es einem denn gehe, nicht immer ganz ehrlich wirken. Die Mutmaßungen, woran Prammer erkrankt sei, waren nicht frei von geheucheltem Horror.
Wer mit einer Krankheit leben muss, kann Kraft aus unterschiedlichen Quellen schöpfen: Für Prammer ist es offenbar die Rückkehr ins Tagesgeschäft. Viele Menschen aus der Bevölkerung haben ihr Mut zugesprochen. Für sie hat Prammer ein wichtiges, inspirierendes Signal gesetzt.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2013)