Wieder gewinnt Vettel, WM-Feier muss noch warten

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Sebastian Vettel fuhr im Grand Prix von Japan zum fünften Sieg in Folge. Rivale Fernando Alonso wurde hinter Mark Webber und Romain Grosjean Vierter und vertagte die vorzeitige WM-Entscheidung bis Indien.

Suzuka/Wien.„Ichiban! Ichiban!“ („Erster! Erster!“) schrie Sebastian Vettel nach der Zieldurchfahrt in den Funk, nachdem ihm eine taktische Meisterleistung beim Grand Prix von Japan den fünften Sieg in Folge beschert hatte. Sein 35. Sieg auf einer seiner Lieblingsstrecken aber genügte nicht für die vorzeitige WM-Entscheidung, denn Rivale Fernando Alonso hielt mit dem vierten Platz seine theoretische Chance am Leben. Davon ließ sich der Deutsche nach seinem vierten Japan-Sieg in fünf Jahren jedoch nicht aus der Feierstimmung bringen. „Es ist egal, dass die WM noch nicht entschieden ist. Hier zum vierten Mal zu gewinnen ist ganz besonders, weil ich diese spezielle Strecke liebe“, freute sich der 26-jährige Champion dennoch außerordentlich. Schließlich genügt Vettel angesichts von 90 Punkten Vorsprung im nächsten Grand Prix von Indien (27. Oktober) bereits ein fünfter Platz für den vierten WM-Titel in Folge. Neben Vettel standen Red-Bull-Teamkollege Mark Webber und Lotus-Pilot Romain Grosjean auf dem Podest.

Vettels Sieg war das Ergebnis einer taktischen Meisterleistung, nachdem Red Bull entschieden hatte, die Rennstrategien zu splitten und Pole-Starter Webber mit drei, Vettel aber mit nur zwei Stopps fahren zu lassen. Vor dem Start herrschte in der Red-Bull-Box noch Hochbetrieb. Nach den KERS-Problemen im Qualifying arbeitete das Mechanikerteam bis zur letzten Minute am Auto mit der Startnummer eins. „Wir haben fast jedes elektrische Teil in dem Auto gewechselt“, sagte Teamchef Christian Horner.

Während Romain Grosjean im Lotus einen Blitzstart hinlegte, kamen die beiden Red Bulls nur schlecht weg – und veranlassten Teamchef Horner zum Strategiewechsel. Zudem schlitzte Vettel schon in der ersten Kurve den rechten Hinterreifen des Mercedes von Lewis Hamilton auf, sein eigener Frontflügel blieb dabei wie durch ein Wunder unversehrt.

Auch sonst war das Rennen vergleichsweise unterhaltsam, obwohl Webber und der lange auf Platz drei dahinfahrende Vettel aus der Box immer wieder gezügelt wurden, um die Reifen zu schonen. Es sollte sich lohnen. „Mein Start war schlecht, ich hatte kaum Grip. Und dann ist auch noch das mit Lewis passiert. Aber dann haben wir unseren Rhythmus gefunden und die Entscheidung, lange draußen zu bleiben und die anderen später unter Druck zu bringen, das hat fantastisch funktioniert“, erklärte Vettel.

Letzter in Box, Erster im Ziel

Als Letzter der vorn liegenden Piloten kam er deshalb zum zweiten Boxenstopp und überholte dann 13 Runden vor Schluss den zweitplatzierten Grosjean. Anschließend musste der führende Webber wie erwartet noch einmal abbiegen, Vettel kam kampflos an die Spitze. Der Australier hingegen fiel sogar noch hinter Grosjean zurück und biss sich am Franzosen lange Zeit die Zähne aus. Trotz weicherer Reifenmischung schaffte es Webber erst in der vorletzten Runde, noch vorbeizuziehen.

Und Alonso? Der von Platz acht gestartete Spanier widersetzte sich zunächst allen Angriffen des hinter ihm fahrenden Kimi Räikkönen und startete dann gemeinsam mit Teamkollegen Felipe Massa einen Synchronflug auf die Plätze fünf und sechs. Erst in der 20. Runde stellte Alonso dann die gewohnte Rangordnung bei Ferrari wieder her und zog auch noch an Nico Rosberg vorbei. Zu diesem Zeitpunkt war der Abstand zum Spitzentrio um Vettel jedoch bereits zu groß. Auch wenn die WM-Entscheidung vertagt wurde, hat Alonso mit dem Kapitel bereits abgeschlossen. „Selbst wenn Sebastian gar nichts mehr tut, müsste ich alle vier Rennen gewinnen. In dieser Position sind wir aber im Moment nicht“, erklärte der Spanier und fügte hinzu: „Aber es ist gut, wenn der Kampf um den Titel noch offen ist, da gibt es in Indien doch mehr zu reden.“

Vettel hat nun alle Trümpfe selbst in der Hand, wollte sich unmittelbar nach dem Rennen aber noch nicht damit auseinandersetzen. „Jetzt genieße ich erst einmal diesen Tag“, meinte er. „Wir haben jetzt einen ordentlichen Vorsprung, es sieht wirklich gut aus. Aber es ist nicht vorbei, bevor es nicht wirklich vorbei ist. Darum werden wir jetzt auf keinen Fall nachlassen.“

Auch in der Konstrukteurswertung ist Red Bull der Sieg nach dem bereits 14. Doppelerfolg und mit 148 Punkten Vorsprung auf Ferrari kaum noch zu nehmen.

Ergebnis, GP von Japan:
1. Sebastian Vettel ( GER) Red Bull 1:26:49,301
2. Mark Webber (AUS) Red Bull +7,129 Sek.
3. Romain Grosjean (FRA) Lotus +9,091
4. Fernando Alonso (ESP) Ferrari +45,605, 5. Kimi Räikkönen (FIN) Lotus +47,325, 6. Nico Hülkenberg (GER) Sauber +51,615, 7. Esteban Gutierrez (MEX) Sauber +1:11,630, 8. Nico Rosberg (GER) Mercedes +1:12,023, 9. Jenson Button (GBR) McLaren +1:20,821, 10. Felipe Massa (BRA) Ferrari +1:29,263, 11. Paul di Resta (GBR) Force India +1:38,572, 12. Jean-Eric Vergne (FRA) Toro Rosso + 1 Runde, 13. Daniel Ricciardo (AUS) Toro Rosso + 1 Runde, 14. Adrian Sutil (GER) Force India + 1 Runde, 15. Sergio Perez (MEX) McLaren + 1 Runde.

WM-Stand (15 von 19 Rennen): 1. Sebastian Vettel (GER) 297, 2. Fernando Alonso (ESP) 207, 3. Kimi Räikkönen (FIN) 177 4. Lewis Hamilton (GBR) 161.

Konstrukteurs-WM: 1. Red Bull 445 2. Ferrari 297 3. Mercedes 287 4. Lotus 264 5. McLaren 83.

Nächstes Rennen: GP von Indien (27. Oktober).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2013)

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