Handel soll "Scanner-Daten" für Inflation liefern

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Die Statistik Austria möchte die Inflationsmessung mit digitalen Daten optimieren. Gegenwärtig werden die Preise aus den Regalen abgeschrieben.

Die Statistik Austria will ihre Inflationsberechnungen mit den sogenannten "Scanner-Daten" der Supermarktketten schärfen. Anstatt die Preise für Lebensmittel aus den Verkaufsregalen abzuschreiben, sollen die Einzelhändler Rewe, Spar und Co. die bereits vorhandenen Daten zu Preisen und Mengen digital an die Statistikbehörde liefern, sagte Generaldirektor Konrad Pesendorfer am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Damit könnte die Statistik Austria erstmals auch Rabatte erfassen, die Inflationsberechnung dadurch realitätsnäher gestalten.

Bedenken der Konzerne zerstreute der Chef-Statistiker. Die daraus veröffentlichten Daten seien nicht auf einzelne Käufer oder Supermarktketten rückführbar, außerdem würden die Daten die Statistik Austria nicht verlassen, so Pesendorfer. Demzufolge hätte auch etwa die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), die derzeit gegen Preisabsprachen im Einzelhandel ermittelt, keinen Zugriff auf die Daten.

Mehr Flexibilität

"Wir nehmen Datenschutz sehr ernst", versicherte Pesendorfer. Seit eineinhalb Jahren gebe es Gespräche mit der Branche. Er meinte, demnächst - konkret zum Jahreswechsel - eine Einigung erzielen zu können. Er setze dabei auf Kooperation, hielt aber fest, die Unternehmen auch per Verordnung des Wirtschaftsministeriums dazu verpflichten zu können. Die Politik müsse sowieso in beiden Fällen die rechtliche Grundlage für die Übermittlung der Scanner-Daten schaffen.

Ein Pilotprojekt, bei dem mehrere Handelsketten mitmachten, habe Vertrauen geschaffen, so Pesendorfer. Sobald das "Ja" der Unternehmen da ist, dauere es eineinhalb bis zwei Jahre, bis die Daten in die Inflationsberechnung einfließen könnten. Außerdem könnte man den Warenkorb, mit dem die Inflation berechnet wird, rascher anpassen, wenn Konsumenten ihr Kaufverhalten ändern. Dass statt Filterkaffee immer öfter Kapseln gekauft werden, merke die Statistik Austria derzeit erst bei der nächsten Konsumerhebung, die alle fünf Jahre stattfindet, nannte Pesendorfer ein Beispiel.

Skandinavien und Schweiz als Vorbild

In anderen Ländern, vor allem in Skandinavien und der Schweiz, werde die Inflation bereits mit Scanner-Daten berechnet. In weiteren Ländern, darunter Italien und Großbritannien, würden die Einzelhändler die Daten zumindest schon bereitstellen. "Österreich gehört hier leider zur kleinen Gruppe der Nachzügler", ortet Pesendorfer Nachholbedarf. Aber auch in Deutschland gibt es solche Daten nicht für die Statistiker. Allerdings dränge die europäische Statistikbehörde Eurostat dazu, solche Daten einfließen zu lassen, skizzierte der österreichische Chef-Statistiker den Trend.

Generell würden die Statistikbehörden europaweit mit vorhandenen Informationsdaten liebäugeln. Auch die Statistik Austria wünscht sich "natürlich unter Wahrung der Privatsphäre und des Datenschutzes" mit Big Data arbeiten zu können. Spannend wären zum Beispiel Mobilfunk- oder Verkehrsdaten sowie Kreditkarteninformationen - selbstverständlich in anonymisierter Form, betonte Pesendorfer.

(APA)

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