Ganz viel Butter aufs Brot

Karrieremessen. Absolventen und Firmen zusammenzubringen ist ein blühender Geschäftszweig geworden. Die Karrierecenter überbieten sich gegenseitig mit Angeboten.

Es begann mit einer Idee: Lasst uns doch unsere Absolventen mit Unternehmen zusammenbringen, die Jobs zu vergeben haben, dachten einige Pionier-Universitäten. So entstanden Karrieremessen. Anfangs fiel es noch schwer, Firmen zu motivieren, Messestände auf- und Personal abzustellen, nur um gelangweilte Studenten beim Einstecken von Gratiskugelschreibern und Gummibärchen zu beobachten.

Doch mit der Zeit bildeten sich echte Ambitionen heraus. Auf beiden Seiten: Die Stände wurden größer und repräsentativer, die Kandidaten reifer, interessierter und besser vorbereitet. Heute hat jede Uni oder FH, die etwas auf sich hält, zumindest eine Messe pro Jahr im Repertoire. Die Veranstalter begnügen sich längst nicht mehr mit dem Bereitstellen von Flächen, sondern haben sich einiges einfallen lassen.

Berufsbilder erklären

Den größten Brocken hat Bernhard Wundsam zu stemmen. Dessen Karrierecenter Uniport veranstaltet die Messen der größten Universitäten des Landes: für Juristen die „Success“ im März in Wien, für alle anderen Studienrichtungen die „Uni-Success“ im Juni und die „Excellence“ am 20. November in Graz. „Das Rahmenprogramm wächst“, sagt Wundsam, „neben den Ausstellern rücken wir Workshops, Vorträge und Berufsbilder in den Fokus.“ Die sollen Absolventen bei Richtungsentscheidungen helfen, etwa: Was mache ich nach meinem Psychologiestudium? Was bedeutet Public Affairs? Oder: Wie mache ich mich selbstständig?

Bei den Besuchern ortet Wundsam eine neuerliche Verjüngung: „Es kommen oft Studierende, die noch in der Orientierungs- und Informationsphase sind. Oder solche, die sich Praktika und Diplomarbeitsthemen erhoffen oder einfach mit dem Bewerbungsprozess vertraut machen wollen.“

Speed-Datings

Auch die Techniker sind hochaktiv. Ihre Austauschorganisation IAESTE veranstaltete diese Woche die „Teconomy“ an der TU Wien, im März an der Montanuni Leoben und im Mai an der TU Graz. Jeden März findet auch die „Discovery“ an der JKU in Linz statt. Von ihr wurde die Idee der Speed-Datings übernommen. „Die Studierenden schicken vorab ihre Lebensläufe, und die Firmen suchen sich aus, wen sie kennenlernen wollen“, erläutert „Discovery“-Verantwortlicher Florian Zlabinger. Jedes Date dauert zehn Minuten und ist frei von der Scheu, die Bewerber sonst hemmt: „Einer hat mir erzählt, er macht lieber zehn Speed-Dates als zehn Unternehmen anzuschreiben und Termine auszumachen.“

Auf Bewährtes setzt Birgit Kriegl, Messeverantwortliche der FH Oberösterreich, die für ihre „FH>>next Karrieremesse“ 145 Aussteller unter einen Hut bringen muss: Bewerbungsfotos, CV-Check und Beratung für Jobinterviews ziehen immer.

Alumnis mobilisieren

„Vor elf Jahren haben wir unsere Firmenmesse mit sechs Ausstellern begonnen“, erinnert sich Gabriele Költringer, Geschäftsführerin des FH Technikum Wien, „heute sind es 40.“ Das trifft sich gut, sind doch Techniker „immer noch ein bisschen introvertierter als andere Studenten. Sie bewegen sich weniger in Netzwerken.“ Spätestens ihre Alumnis müssen das üben: Im Frühjahr veranstaltet sie abendliche „Karrierelounges“ mit Cocktailbar und Musik, wo die Young Professionals nach der Arbeit locker mit Personalchefs plaudern dürfen.

Fachhochschulen mögen es abgespeckt

FH-Studierende haben keine freie Zeiteinteilung. Daher ziehen bei ihnen kompakte, zeitschonende Formate, ist Brigitte Hutter vom Management Center Innsbruck (MCI) überzeugt: „Keine Riesenstände, sondern getaktete Gespräche von 20 Minuten.“ Das reicht, um sich vorzustellen und das Gegenüber kennenzulernen: „Wer einmal mit dem Personalleiter eines internationalen Unternehmens gesprochen hat, versteht das Prinzip und kann es auch auf andere Unternehmen übertragen.“ Hutter fällt auf, dass die Aussteller inzwischen gesonderte Stellenangebote für Bachelor und Master mitbringen.

Haben analoge Karrieremessen in der Internet-Ära denn überhaupt Zukunft? Uniport-Geschäftsführer Wundsam vergleicht mit Partnerplattformen: „Man kann vieles online machen. Aber irgendwann ist die Zeit reif für den ersten persönlichen Kontakt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2013)

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