Die Witwe Josip Broz Titos könnte neben ihm begraben werden. Ihren 32 Jahre älteren Mann lernte Jovanka Broz während des Zweiten Weltkriegs kennen.
Belgrad. Verbittert blickte die 89-jährige Jovanka Broz auf ihr isoliertes Leben zurück. So viele schöne Jahre sie auch an der Seite von Jugoslawiens früherem Machthaber Josip Broz Tito gehabt habe – „noch mehr Jahre wurde ich verfolgt, gequält und gepeinigt“, klagte die Witwe in ihrer erst im Juni veröffentlichten „Lebensbeichte“. Am Sonntag starb die ehemalige First Lady Jugoslawiens an Herzversagen.
Ihren 32 Jahre älteren Mann lernte Jovanka Broz – geboren im heutigen Kroatien – während des Zweiten Weltkriegs kennen. Mehr als zwei Jahrzehnte hatte sie alle Größen der Welt in ihrer Wohnstube zu Gast. Mitte der 1970er-Jahre begann sich das Eheglück zu wenden. Die faktische Trennung drei Jahre vor dem Tod Titos 1980 schrieb sie im Rückblick ihren politischen Gegnern zu. Tito habe zum Ende seines Lebens die Fäden nicht mehr in der Hand gehabt und sei von ihren Gegnern „praktisch entführt“ worden.
Verarmt in verfallener Villa
Nach Titos Tod wurde ihr Pass und Besitz konfisziert, sie wurde in einer verfallenen Villa ohne funktionierende Heizung unter faktischen Hausarrest gestellt. Erst 2006 erhielt die verarmte Witwe von der serbischen Regierung einen Ausweis. Ende August wurde die an Hautkrebs erkrankte Frau in lebensbedrohlichem Zustand in eine Klinik aufgenommen. Ihr Wunsch, neben ihrem Mann im Belgrader „Haus der Blumen“ beerdigt zu werden, war von der Regierung wegen der hohen Kosten für die Öffnung von dessen Sarkophag abgelehnt worden. Nun scheint Belgrad diesen Wunsch in Betracht zu ziehen: Am Montag wird über den Ort und Zeitpunkt der Beerdigung beraten. (ros) [ Reuters ]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2013)
