Mobilfunk. Telekom Austria, T-Mobile und Hutchison zahlen 2,014 Mrd. Euro – viermal so viel wie das Mindestgebot. Telekom sichert sich das größte Stück vom Kuchen.
Wien. Wer auch immer neuer Finanzminister wird – sie oder er kann sich trotz der mehr als flauen Budgetlage auch freuen: Denn die heimische Telekombranche hat ihr oder ihm eine unerwartete Morgengabe zum Start des schwierigen Jobs gemacht. Die am Montagabend nach sechs Wochen erbittertem Feilschen zu Ende gegangene Auktion der Mobilfunkfrequenzen hat einen Sensationserlös gebracht: Er liegt bei 2,014 Mrd. Euro – nahezu das Vierfache des Mindestgebots von 526 Mio. Euro. „Das ist mehr als wir uns erwartet haben“, sagte dazu auch Telekom-Regulator Georg Serentschy.
Für die drei Bieter Telekom Austria (A1), T-Mobile und Hutchison („3“), die in erbitterten Preiskämpfen gestählt sind, war es die Schlacht aller Schlachten. Denn die Frequenzen bilden die Geschäftsgrundlage der Mobilfunker. „Wer nicht mitsteigert, hat 2015 kein Business mehr“, brachte es Telekom-Austria-Boss Hannes Ametsreiter kürzlich auf den Punkt.
Hutchison brauchte weniger
Die Telekom hat sich auch das größte Stück vom Kuchen geholt: Sie hat 14 der 28 zur Versteigerung gebrachten Frequenzblöcke in den Frequenzbereichen 800 MHz (digitale Dividende), 900 MHz und 1800 MHz erworben und legt dafür 1,03 Mrd. Euro auf den Tisch. T-Mobile kaufte neun Blöcke um 654,48 Mio. Euro und Hutchison ließ sich fünf Blöcke 330,08 Mio. Euro kosten. Dass die Österreich-Tochter der chinesischen Hutchison-Whampoa-Gruppe schlecht abgeschnitten hat – das sieht nur auf den ersten Blick so aus. Denn in Relation zum Marktanteil von 24,9 Prozent ist Hutchison mit 27,8 Prozent der Frequenzbänder sogar sehr gut ausgerüstet.
„Hutchison musste nicht so viel ersteigern, weil sie durch die Übernahme von Orange auch Frequenzen mit übernommen haben“, erklärte Serentschy. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen und konnten im Vergleich zu den Mitbewerbern den finanziellen Schaden für das Unternehmen minimieren“, lautete denn auch die erste Reaktion von Hutchison-Chef Jan Trionow.
Weniger euphorisch ist die Konkurrenz: „Das beste Netz Österreichs wird noch besser“, kündigte Ametsreiter an. Der hohe Preis sei allerdings ein Wermutstropfen. Die Telekom hat sich auch jenen Frequenzblock im Bereich 800 MHz gesichert, der für die bessere Versorgung der ländlichen Gebiete mit schnellem mobilem Breitband reserviert war.
1 Mrd. Breitband-Förderung
„Die exorbitant hohen Gebühren entziehen den Netzbetreibern die dringend benötigten Mittel für den Netzausbau“, nimmt sich T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth kein Blatt vor den Mund. Er fordert, dass die von Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) angekündigte Breitband-Förderung von den bisher eingeplanten 250 auf eine Mrd. Euro erhöht wird.
Serentschy, für den die bisher größte Frequenzauktion in Österreich den Abschluss seiner Karriere bildet – er wird am 1. Februar 2014 von Johannes Gungl als Telekom-Regulator abgelöst – verteidigte indes die Auktion: Der Markt bestimme den Preis. Deshalb erwarte er jetzt auch einen vollen Schub beim Netzausbau, vor allem was die neue Handygeneration LTE betrifft. Angesichts des harten Wettbewerbs ist er nicht unbedingt überzeugt, dass die Tarife steigen. Generell zeige die Tendenz bei den Preisen aber nach oben. „Der Abschreibungsbedarf der Frequenzgebühren liegt bei 0,4 bis 0,8 Euro pro Kunde und Monat.“ Den drei Bewerbern streute er Rosen: Sie seien äußerst professionell und gut vorbereitet gewesen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2013)