Koller: Ein Vertrag, der Signal und Auftrag ist

Vertrag, Marcel Koller, ÖFB
Vertrag, Marcel Koller, ÖFB(c) GEPA pictures/ Philipp Brem
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Marcel Koller bleibt österreichischer Teamchef und widersteht dem Angebot seiner Schweizer Heimat. Er soll die Mannschaft zur Europameisterschaft 2016 führen.

Wien. Marcel Koller hat sich lange Zeit gelassen mit seiner Entscheidung. Anfang dieser Woche war vom Donnerstag als Tag der Wahrheit die Rede, geworden ist es dann der Mittwoch. Die Entscheidung, wer Österreichs Fußball-Nationalteam in die EM-Qualifikation für 2016 führt, ist mit Spannung erwartet worden – und letztlich hat alles doch noch ein gutes Ende für den ÖFB genommen. Koller, dessen Vertrag mit Jahresende abgelaufen wäre, bleibt Österreich erhalten, der neue Kontrakt läuft nun bis Ende 2015. Mit der Option auf Verlängerung. Heißt im Klartext: Bei erfolgreicher Qualifikation für die Europameisterschaft in Frankreich wäre Koller auch noch der verantwortliche Mann auf der Bank.

ÖFB-Projekt weiterführen

„Dies war“, so wird der alte und neue Teamchef in der Aussendung des Verbands zitiert, „auf den Fußball bezogen die schwierigste Entscheidung, welche ich in meiner Karriere treffen musste.“ Marcel Koller hatte ein nicht uninteressantes und nicht alltägliches Angebot vom Schweizer Verband vorliegen, die Wahl fiel dennoch auf Österreich. „Ich habe vor zwei Jahren dieses Projekt beim ÖFB begonnen, und ich will es weiterführen.“ Keine Rede also davon, dass in Koller ein „Söldner“ steckt. Und ein „Verräter“, wie bereits da und dort vermeldet wurde, ist er schon gar nicht.

Marcel Koller hat mit seiner Entscheidung Charakter bewiesen. Er hätte es ein wenig einfacher haben können, nimmt jedoch die Herausforderung Österreich an. Und das ÖFB-Team ist eine Herausforderung, weil es noch immer keine gefestigte Elf ist, die sich durch nichts erschüttern lässt. Die ganz großen Erfolgserlebnisse hat es auch noch nicht gegeben, bislang konnte man lediglich von Teilerfolgen sprechen.

Große Erleichterung setzte auch bei Leo Windtner, dem ÖFB-Präsidenten, ein. Erst am Sonntag hatte er die Chance, dass Koller bleibt, in einem ORF-Interview als 50:50 bezeichnet. Alles stand also auf Messers Schneide, Windtner übte aber keinen Druck aus. Er hat auch nicht zugelassen, dass der Preis endlos in die Höhe getrieben wird. Dass man mit Marcel Koller weiterarbeiten wollte, sei immer klar gewesen. „Aber das war keine Frage der Romantik. Die wäre fehl am Platz gewesen.“

Dass der Vertrag mit Koller verlängert wurde, ist ein klares Signal. Ein Signal für die Zukunft – auch für die Mannschaft. Und auch ein Auftrag. „Ich bin sehr froh, dass die Entscheidung für den Weg mit Marcel Koller gefallen ist. Der ÖFB steht für Kontinuität, und diese ist mit dieser Entscheidung des alten und neuen Teamchefs gegeben“, meint der Verbandschef. Diese Entwicklung sei für die Mannschaft, den ÖFB und auch die Fans sehr positiv. „Wir werden mit voller Kraft die Qualifikation für das nächste Großereignis in Frankreich angehen, und ich bin überzeugt, dass dieses Team unter seiner professionellen Führung sehr gute Chancen hat, die nächste EM-Endrunde zu erreichen.“

Keine Ausreden mehr

Die Reaktionen der Spieler waren eindeutig positiv, sie hatten vor allem nach dem Spiel gegen die Färöer um einen Verbleib des Teamchefs gebettelt. Ausreden gibt es künftig in diese Richtung keine. Ob die Mannschaft aber das Zeug dazu hat, sich für eine Endrunde zu qualifizieren, muss sie selbst beweisen. Immer nur davon zu sprechen, die beste Auswahl seit Jahren zu stellen, wird nicht reichen. Und Marcel Koller wird gut beraten sein, für die nächste Qualifikation die eine oder andere Umstellung zu planen. Vor allem in der Abwehr, die keinen modernen Fußball praktiziert. Weder in der Innenverteidigung, noch auf den Außenpositionen.

Marcel Koller hat nun bis Spätsommer 2014 Zeit, die Mannschaft auf die neuen Aufgaben vorzubereiten. Auch der Weg nach Frankreich wird lang und steinig. Mehr Startplätze sind keine Garantie dafür, das große Los zu ziehen. Aber mit Koller lebt immerhin die Hoffnung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2013)

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