WM 2022: Machtwort des IOC stärkt Blatter

(c) EPA (JEAN-CHRISTOPHE BOTT)
  • Drucken

Das Chaos um die Terminfindung für die Fußball-WM 2022 zieht immer weitere Kreise, das IOC votiert gegen die von Uefa-Präsident Michel Platini erwogene Frühjahrs-WM. Auch sieben Wintersportverbände laufen Sturm.

Lausanne. In der Entscheidungsfindung, ob die höchst umstrittene Fußball-WM 2022 in Katar im Frühjahr oder der störenden Hitze wegen nicht doch im Advent stattfinden soll, wurde nun vom Internationalen Olympischen Komitee ein Machtwort gesprochen.

Nach einem Gipfel hochrangiger Funktionäre in Lausanne, unter Führung des neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach, erklärte der Chef-Olympier, dass die „Einzigartigkeit der Olympischen Spiele“ geschützt werden müsse. Diplomatisch sprach der Deutsche das brisante Thema der Winter-WM zwar nicht offen an, stellte aber unmissverständlich klar, dass das „olympische Programm in keiner Weise negativ beeinträchtigt werden sollte“.
Da im Februar 2022 auch Winterspiele stattfinden, sind sämtliche – vor allem die von Uefa-Präsident Michel Platini – lancierten Tendenzen, die WM doch im Jänner oder Februar auszutragen, vom Tisch. Zwei Events binnen kürzester Zeit, womöglich kollidierend, sind aus logistischen und finanziellen Überlegungen (Stichwörter: Sponsoren, TV-Verträge) unvereinbar. Olympia hat Vorrang . . .

Das Terminchaos rund um die WM am Persischen Golf ist längst ein Politikum. Fifa-Präsident Joseph Blatter und Platini ist es auch dienlich, trotz aller Kritik und Bedenken diverser Sportarten, ihren eigenen Machtkampf voranzutreiben. Blatter war als IOC-Mitglied logischer Teilnehmer des Gipfeltreffens. Seine starken Wegbegleiter lassen ihn nicht im Stich . . .

FIS-Kritik an „Fußballgöttern“

Für den Schweizer, 77, ist eine WM im November oder Dezember, ungeachtet aller Einwände diverser Ligen, Spielzeiten und Verbände vorstellbar. Der Fußballweltverband Fifa will bis Ende 2014/Anfang 2015 ein Konsultationsverfahren für den idealen Zeitpunkt durchführen.

Nicht nur das IOC stärkt Blatter den Rücken, auch sieben Wintersportverbände, angeführt vom Internationalen Skiverband, sind um ihren eigenen Interessen besorgt. FIS-Präsident Gian Franco Kasper äußerte Kritik an den „Fußballgöttern“: „Jänner- oder Februar-Option? Ein Ding der Unmöglichkeit.“

In Oberhofen, Schweiz, wurde nun überlegt, wie die Verbände für Biathlon, Bob/Skeleton, Rodeln, Curling, Eishockey/Eislauf und Ski eine Allianz bilden sollen. Eine Resolution folgt, der Wintersport soll nicht in Mitleidenschaft gezogen werden – vor allem dürfe es kein Gerangel um TV-Zeiten geben.

Ein Ende des Terminstreits ist damit nicht in Sicht. Aber Platini und Blatter haben jetzt zumindest neuen Gesprächsstoff. (dat)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Proteste gegen Fifa
Fußball-International

IOC und FIS kämpfen gegen Fußball-WM im Winter

Die WM 2022 in Katar sorgt auch im Wintersport für Diskussion. Das IOC spricht sich gegen eine Verschiebung aus, um die "Einzigartigkeit der Olympischen Spiele" zu schützen. Die FIS plant eine Resolution.
SWITZERLAND SOCCER FIFA
Fußball-International

Fußball-Weltverband: Das Katar-Problem bleibt ungelöst

Die Fifa hat eine Entscheidung über den Austragungstermin der Weltmeisterschaft 2022 verschoben. Ein Ergebnis der Taskforce wird nicht vor der WM 2014 erwartet.
Fifa-Präsident Joseph Blatter
Fußball-International

Blatter: "Intervention kann nur durch Katar erfolgen"

Fifa-Präsident Joseph Blatter weist jede Verantwortung der Fifa in Bezug auf die unzumutbaren Zustände auf Katars Baustellen zurück.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.