Post: Lohn mit Leistung koppeln

Post, Lohn, Leistung
Post, Lohn, Leistung (c) Clemens Fabry
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Je nach Leistungsfähigkeit sollten Briefträger ein unterschiedlich großes Arbeitspensum erhalten, so Post-Chef Pölzl. Dies würde auch „altersgerechte“ Jobs ermöglichen.

Wien. Es gibt wohl nur wenige Jobs auf der Welt, bei denen das Ergebnis so stark von der persönlichen Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters abhängt wie bei einem Briefträger. Unbeeinflusst von der Arbeitsleistung von Kollegen kann ein Briefträger je nach persönlicher Geschwindigkeit eine größere oder eine kleinere Zahl an Zustelladressen betreuen. Und dennoch gibt es in diesem Bereich keine leistungsorientierte Differenzierung, so Post-Chef Georg Pölzl am Dienstagabend vor Journalisten. Ein Umstand, den er gerne ändern würde.

„Heute gibt es eine Normerwartung. Wer sie übererfüllt, hat einfach Pech gehabt“, sagt Pölzl. Dabei ließe sich das geforderte Arbeitspensum leicht an die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter anpassen – etwa über unterschiedliche Größen bei den Zustellgebieten (Rayons). Dies würde nicht nur Anreize für mehr Leistung bringen, sondern könnte auch altersgerechte Arbeitsplätze möglich machen, so Pölzl weiter: „Heute ist der 65-jährige Briefträger eine Seltenheit. Wer aber nur halb so schnell arbeiten will oder kann, der soll auch nur mehr halb so schnell arbeiten.“

Widerstand der Gewerkschaft

Damit die Qualität der Zustellung bei größeren Zustellgebieten nicht leidet, könnte die Kundenzufriedenheit als Lohnkomponente aufgenommen werden. „In Callcentern hängen 20Prozent der Löhne an der Kundenzufriedenheit. Das wäre auch bei unseren Filialmitarbeitern oder Briefträgern sinnvoll.“

Der Knackpunkt in dieser Frage sei jedoch, dass auch das Gehalt entsprechend nach oben oder unten angepasst werden müsste. Und das werde etwa von der Gewerkschaft strikt abgelehnt. Dieser Widerstand treffe dabei nicht nur eine mögliche Senkung der Entlohnung bei Einzelnen. Auch der Mehrverdienst für Leistungsfähigere werde kritisch gesehen. „Bei leistungsorientierten Löhnen kommen wir nicht wirklich weiter. Leistung zu belohnen gilt schon fast als etwas Unsittliches“, sagt Pölzl.

Dass sich die Post – neben Wachstumsmöglichkeiten im In- und Ausland – auch mit neuen Ideen über eine Änderung der Unternehmensstruktur auseinandersetzen muss, hänge mit den Veränderungen der „Post-Welt“ zusammen. „Aufgrund der elektronischen Konkurrenz zum Brief haben wir ein schrumpfendes Geschäft. Wir wollen aber kein schrumpfendes Unternehmen sein.“ Jedes Jahr würden die Personalkosten um 50 Mio. Euro steigen, gleichzeitig der Ertrag aus dem Briefgeschäft um 20 Mio. Euro schrumpfen. „Das Ergebnis verringert sich also um 70 Mio. Euro pro Jahr. Wenn wir nichts machen, dann ist in zweieinhalb Jahren unser kompletter Gewinn dahingeschmolzen.“

Dass dies nicht geschehe, sei auch für die Volkswirtschaft wichtig. So generiere die Post pro Jahr etwa 714 Mio. Euro an Steuern und Abgaben – die Dividende sei mit 64 Mio. Euro nur ein geringer Teil. Die gesamte Wertschöpfung der Post betrage 0,51Prozent des gesamten österreichischen BIPs, wie aus einer am Dienstag ebenfalls vorgestellten Studie hervorgeht. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2013)

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