"Geschwisterinvasion": Konkurrenz aus dem eigenen Haus

Marlies Schild
Marlies Schild GEPA pictures
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Marlies Schild startet beim Levi-Slalom in ihre 13. Saison, ihr zur Seite stehen Schwester Bernadette und Lebensgefährte Benjamin Raich. Der Weltcup erlebt eine „Geschwisterinvasion“.

Levi/Wien. Im Profisport sind Familien fixer Bestandteil. Ob Eltern, die ihre Kinder betreuen, Geschwister, Zwillinge, Cousins – viele eint nicht nur der Stammbaum, sondern auch der Beruf. Dieses Bild zeichnet sich auch bei den ersten Slalomrennen des Olympia-Winters, die am Wochenende im finnischen Levi, 170 Kilometer vom Polarkreis entfernt, stattfinden, ab. Die Damen starten heute auf dem 438 Meter hohen Levitunturi (9.55/12.55 Uhr, ORF1), die Herren am Sonntag. Die Bedingungen könnten „nordischer“ nicht sein: Minus 15 Grad, knirschender Schnee und Sturm empfingen den Weltcuptross.

Elf Monate nach ihrem Bänderriss im Knie und neun nach ihrem Kurz-Comeback bei der Heim-WM in Schladming will es Marlies Schild wieder wissen. Die 32-jährige Lebensgefährtin von Benjamin Raich startet in ihre 13. Weltcupsaison, und ihr fehlt weiterhin nur ein Slalomsieg, um die Rekordmarke der Schweizerin Vreni Schneider (34) zu egalisieren.

Levi erlebt heuer auch eine „Geschwisterinvasion“. Manuela und Manfred Mölgg aus Südtirol sind Fixgrößen, der deutschen Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch steht nach langer Verletzungspause wieder ihre Schwester Susanne zur Seite. Im ÖSV-Lager kommt es zu einer Premiere: Neben Marlies und Bernadette Schild tritt bei den Herren mit Mario und Michael Matt erstmals ein Brüderpaar an.

Vierzehn Jahre ist Michael Matt jünger als der 34-jährige Doppelweltmeister vom Arlberg. Die Matts sind eine Skifamilie, der mittlere Bruder Andreas hat es im Ski-Cross zum Weltmeister und Olympia-Silbermedaillengewinner gebracht. Für Michael stand seit seinem zweiten Lebensjahr nur der klassische Skisport im Mittelpunkt.

Skigeschwister sind häufig und nichts Neues. Toni und Rudi Sailer, Ludwig und Adalbert Leitner, die Goitschel-Schwestern Marielle und Christine, Heidi und Edith Zimmermann, die Hinterseers, Franz und Klaus Klammer, Annemarie und Cornelia Pröll, Martina und Andreas Ertl, Maria und Irene Epple, Janica und Ivica Kostelic sowie Stephan und Elisabeth Görgl etc. Beispiele gibt es sonder Zahl.

Dem Bruder nacheifern

Aktuell stehen viele Geschwisterpaare aus verschiedensten Nationen am Start. Etwa Irene und Elena Curtoni aus Italien, Gina und Tobias Stechert sowie Lena und Katharina Dürr aus Deutschland. In Österreich bilden die Schilds und Matts sowie Joachim und Mirjam Puchner Geschwisterduos. Auch in diesem Punkt holen die Eidgenossen auf: In der Schweiz greifen Pirmin Zurbriggens Söhne gerade ins Geschehen ein. Er selbst war vierfacher Weltcupgesamtsieger, und bildete einst mit seiner Schwester Heidi ebenfalls ein Duo.

Der Hauptgrund für das geballte Antreten ist, dass Geschwister einander oft nacheifern, sich gegenseitig helfen, anspornen. Dazu kommt meist ein Zuhause in alpinen Gegenden sowie die frühe Berührung mit Winter und Schnee. „Bei mir war immer klar, dass ich Ski fahren werde“, sagt Michael Matt.

Wie stark die Vorbildwirkung ist, erkennt man auch daran, dass mitunter ganze Familien Rennen bestreiten. Hanni, Petra und Andreas Wenzel (LIE) traten gleich zu dritt auf, ebenso die Mittermaier-Schwestern Rosi, Heidi und Evi. Aktuell sind die Schweizer Dominique, Marc und Michelle Gisin unterwegs. Elena, Nadia und Sabrina Fanchini aus Italien waren phasenweise zu dritt zu bewundern wie die norwegischen Schwestern Lene, Nina und Mona Löseth.

Einzigartig blieben die US-Brüder Phil und Steve Mahre. Die Zwillinge bestritten nicht nur Weltcuprennen, sondern gewannen sie auch. Aus den USA kommen zudem die Rekordhalter. Die Familie von Barbara Cochran, sie wurde 1972 in Sapporo Slalom-Olympiasiegerin, schickte mit Marylin, Lindy und Bob vier Geschwister, später sogar deren Kinder ins Rennen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2013)

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