Pistenkilometer: Skigebiete revidieren Angaben nach unten

Die Pisten sind kürzer als angegeben; Symbolbild
Die Pisten sind kürzer als angegeben; SymbolbildEPA/Hildenbrand
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Im Salzburger Skigebiet Ski Amade werden nun 100 Kilometer weniger gemessen. Aber auch andere Bundesländer mussten ihre Angaben nach unten korrigieren.

Die Diskussion um irreführende oder übertriebene Angaben bei der Zahl der Pistenkilometer in den österreichischen Wintersportorten hat Folgen. Einige Skigebiete haben nachgemessen und die Zahlen nach unten revidiert.

Salzburg: "Messungen normieren"

"Wegen der niedrigen Höhenlage und der vielen Pisten im Wald haben wir in Salzburg keine so riesigen Flächen. Es gibt daher weniger breite Pisten, die doppelt oder dreifach gerechnet werden können", so etwa Ferdinand Eder vom Fachverband der Salzburger Seilbahnen.

Im Verbund Ski Amade wurden etwa alle 356 Pisten nachgemessen. In Summe hat der größte Skiverbund Österreichs dabei ungefähr 100 Pistenkilometer eingebüßt. Insgesamt 860 Kilometer waren angegeben worden, nun sind 760 Kilometer. "Die Zahlen war vorher nicht falsch, nur ist die Messung jetzt normiert worden." So sieht es Ski-Amade-Manager Christoph Eisinger. "Am Angebot für den Skifahrer hat sich ja nichts geändert." Allerdings: Die Homepage der Ski Amade wies am Freitag noch immer den alten Wert aus.

Nicht nachgemessen wurden übrigens die mit 200 Kilometern Länge ausgewiesenen Pisten im Skiverbund Saalbach-Hinterglemm/Leogang. "Wir sind in dem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der die Diskussion im Jänner 2013 ins Rollen gebracht hat, als löbliche Ausnahme erwähnt worden", so Walter Steiner, Betriebsdirektor der Saalbacher Bergbahnen. Die Abweichung sei nur bei wenigen Prozent gelegen.

Tirol: Messung der Falllinie als Nachteil

Eine neue Berechnungsmethode der Pistenkilometer, nach der die direkte Falllinie gemessen werden muss, hat viele Tiroler Skigebiete geschmälert. Fast alle hätten laut dem Obmann des Seilbahner-Fachverbands in der Wirtschaftskammer, VP-Abg. Franz Hörl, auf die Neuerung bereits reagiert und ihre Angaben zu den Pistenkilometern im Internet geändert.

Jetzt unterscheidet das Skigebiet auf seiner Homepage zwischen Falllinie (62 Kilometer) und effektiver Fahrstrecke (104 Kilometer). Im Skigebiet Hochzillertal gab man laut FAZ noch im Februar 181 Kilometer Pisten an, jetzt sind es rund 88 Kilometer. Die Silvretta Arena (Ischgl und Samnaun) setzt auf eine differenzierte Darstellungsweise. So ist auf der Homepage von einer "gefahrenen Länge, sportliche Fahrt" (283 Kilometer), einer "schrägen Länge, Schussfahrt" (172 Kilometer) und einer "horizontalen Länge, GPS-Messung" (163 Kilometer) die Rede.

Vorarlberg: Kaum "geschwindelt"

Im Ländle seien die Abweichungen aber zumeist gering gewesen, man musste daher nur leicht reduzieren, einige Skigebiete hatten sogar zu wenige Pistenkilometer angegeben, so Michael Tagwerker, Fachgruppengeschäftsführer der Vorarlberger Wirtschaftskammer.

Der Autor der Pistenlängenstudie, Christoph Schrahe, hatte laut Medienberichten im Februar 2013 für Warth-Schröcken (Bregenzerwald) 53 Pistenkilometer gelten lassen, angegeben waren 58. Im Skigebiet Silvretta Montafon waren 155 Pistenkilometer ausgewiesen, Schrahe kam auf 116. Diese Differenzen lagen angesichts großer Ausreißer in Europa, die mehr als das Doppelte ihrer tatsächlichen Pistenkilometer anpriesen, noch im Rahmen. Silvretta Montafon gibt derzeit 140 Pistenkilometer an. Warth-Schröcken wird heuer neu mit Lech-Zürs (Arlberg) verbunden, womit im Skigebiet 190 Pistenkilometer zur Verfügung stehen.

Wichtig sei, dass der Kunde die Angaben nachvollziehen könne, denn "die Pistenkilometer sind durchaus Thema bei den Gästen. Wer da trickst, kommt nicht gut an", so Tagwerker.

Oberösterreich: "Wir waren immer ehrlich"

In Oberösterreich werden keine Skipisten neu vermessen. "Wir waren immer ehrlich", lautet der Tenor der Liftbetreiber. Da die meisten Wintersportgebiete im Vergleich zu jenen im Westen Österreichs ohnehin eher klein sind - die sieben größten messen insgesamt nur 210 Pistenkilometer - wäre es auch schwierig, dem Gast Hunderte Kilometer unterzujubeln, heißt es in der Branche.

"Wir haben in Oberösterreich immer seriös gemessen", so Helmut Holzinger, Vorsitzender der Fachvertretung der Oö. Seilbahnen in der Wirtschaftskammer. Es mache in Oberösterreich auch wenig Sinn, sich große Kilometerzahlen als Werbung anzuheften, ist er überzeugt, weil die meisten Skigebiete eher Familien oder Tagesausflügler ansprechen würden.

Das größte Skigebiet im Bundesland ist Dachstein-West mit 78 Kilometern. Im Kartenverbund zählen noch weitere Areale wie beispielsweise der Feuerkogel, der Krippenstein oder die Postalm dazu. Insgesamt kommt man dann auf 142 Kilometer. Auf der Höss in Hinterstoder messen die Pisten 40 Kilometer, auf der Wurzeralm 22 - macht im Verbund 62. Am Kasberg stehen 21 Kilometer zur Verfügung.

Steiermark: Korrekturen waren nötig

Auch die steirischen Skigebiete haben ihre Summen überprüft, sie nahmen nur in einem Fall eine Korrektur vor: Die Lachtal Lifte "verkürzten" von 40 auf 35 Kilometer. Bei allen anderen blieben die Angaben für die kommende Saison gleich, erklärte Peter Lackner von der Wirtschaftskammer Steiermark.

"Die Kritiken im Vorjahr waren für die Steiermark grundsätzlich positiv ausgefallen", meinte der Fachgruppengeschäftsführer für Seilbahnen. Das liege daran, dass in der Steiermark im Vergleich zu den großen Gletschergebieten im Westen Österreichs eher kleinere Skigebiete mit schmalen Pisten befahren werden. Da komme man gar nicht auf die Idee, die Pisten möglicherweise doppelt zu zählen, so Lackner.

Kärnten: Man hüllt sich in Schweigen

In Schweigen hüllen sich die meisten Kärntner Skigebiet-Betreiber, wenn es um die Frage der Berechnung der Pistenkilometer geht. Nassfeld und Bad Kleinkirchheim werben mit je über 100 Kilometer Pisten, zur Methodik gibt es aber keine Auskunft. Touristiker Kurt Genser vom Nassfeld geht davon aus, dass es die "gefahrenen Pistenkilometer" sind. Die Turracher Höhe rechnet nach der Falllinie.

Das größte Kärntner Skigebiet, das Nassfeld bei Hermagor, wirbt auf der Website mit 110 Pistenkilometern. Wie die Berechnung erfolgt, dazu gibt es online keine Information. "Das sind die Zahlen, die wir von den Liftgesellschaften bekommen. Ob die jetzt die Falllinie haben weiß ich nicht, das sind eher die gefahrenen Pistenkilometer, so schwimmend", sagte Tourismusverband-Geschäftsführer Genser zur APA. Für genauere Auskunft verwies er auf den Prokuristen der Bergbahn, dieser war aber nicht erreichbar.

Das Skigebiet Bad Kleinkirchheim verweist im Internet auf immerhin 103 Kilometer Pisten. Zur Berechnung dieser Zahl gab es weder online noch auf telefonische Nachfrage eine Auskunft.

Anders beim Skigebiet Turracher Höhe, dort wird nach der Falllinie berechnet, das sei schon immer so gewesen. Elke Basler vom Marketing der Turracher Höhe: "Wir haben 38 ehrliche Pistenkilometer."

Niederösterreich: Kleine Reduktionen

Das Ergebnis der Messungen in Niederösterreich: "Es hat nur minimale Veränderungen gegeben", sagte Markus Redl, Geschäftsführer der Bergbahnen-Beteiligungsgesellschaft (NÖ BBG). In den Top-8 Skigebieten stehen in diesem Winter 118,3 statt der bisher angegebenen 120 Kilometer zur Verfügung.

"Die geringfügigen Reduktionen entstehen, wenn eine Piste nicht ständig präpariert wird", so Redl. Zudem habe es Unterschiede durch bauliche Veränderungen gegeben, aber auch im positiven Bereich. Im Skigebiet Gemeindealpe Mitterbach gibt es heuer um rund einen halben Kilometer mehr Fahrvergnügen.

Die Pistenkilometer seien immer schon nach der Berechnungsmethode der direkten Falllinie angegeben worden. "Es gibt bei uns nicht das Problem der besonders breiten Pisten am Gletscher, die zum Teil in anderen Bundesländern doppelt gezählt wurden", erklärte der Geschäftsführer.

In Niederösterreich warten heuer 28 Skigebiete mit rund 250 Pistenkilometer auf Wintersportbegeisterte. Zu den neun Bergerlebniszentren und Top-8 Skigebieten gehören Annaberg, Gemeindealpe Mitterbach, Hochkar, Lackenhof, Puchberg am Schneeberg, Reichenau an der Rax, Semmering, St. Corona am Wechsel und Mönichkirchen-Mariensee. Neben den alpinen Pisten stehen zudem ein Langlaufnetz von etwa 700 Kilometer Länge, Schneeschuhwanderungen, Rodelabfahrten sowie Pferdeschlittenfahrten zur Verfügung.

(APA)

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