Hotelmarkt

„Die Neuzugänge sind gefragt“

Die zahlreichen revitalisierten Hotels könnten der heimischen Branche künftig den Boden für Wachstum bereiten. Im Bild: das Straubinger in Bad Gastein.
Die zahlreichen revitalisierten Hotels könnten der heimischen Branche künftig den Boden für Wachstum bereiten. Im Bild: das Straubinger in Bad Gastein.BWM Designers & Architects
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Die Touristen strömen wieder. Und quer durch alle Kategorien gibt es Neueröffnungen auf dem heimischen Hotelmarkt. Bei den Transaktionen herrschte zuletzt allerdings Zurückhaltung.

Anfang September war es so weit. Nach rund zwei Jahren der Revitalisierung und Restaurierung öffneten in Bad Gastein zwei Hotels wieder ihre Pforten: Das traditionsreiche Grandhotel Straubinger mit 46 Zimmern und Suiten sowie das Badeschloss, das inklusive der Räume im neuen Turm über 102 Zimmer und Suiten verfügt. „Für uns ist es wichtig, mit den Spuren und Schichten der Vergangenheit zu arbeiten und nicht gegen sie. Denn von ihnen geht der Charme aus und der besondere Reiz, der alte Gebäude auch so anziehend macht und ihnen einen besonderen Wert verleiht“, sagt Erich Bernard von BWM Designers & Architects.

Das Wiener Architekturbüro war mit der Revitalisierung des Ensembles am Straubingerplatz beauftragt („Die Presse“ berichtete vom Konzept dahinter). Damit geht eine wechselvolle Geschichte zu Ende: 2017 hatte das Land Salzburg das dem Verfall preisgegebene Ensemble, zu dem auch die Alte Post gehörte, vom früheren Eigentümer um rund sechs Millionen Euro erworben. Nach einer notdürftigen Renovierung wurde es ein Jahr später an die deutsche Hirmer-Gruppe, die die Hotels nun selbst unter ihrer Marke Travel-Charme-Hotels betreibt, verkauft.

Neue Hotels in Wien

Neuzugänge gab und gibt es auch in Wien: Bereits im Februar 2023 nahm das Boutique-Luxushotel The Amauris Vienna am Kärntner Ring den Betrieb auf. Nur wenige Wochen danach folgte das Almanac Palais Vienna am Parkring, das einen Mix aus historischer Architektur und modernem Design bietet. Seit Juli können Wien-Besucher in einem ehemaligen Theater nächtigen – dem Interkulttheater in Mariahilf. Dieses wurde von der Urbanauts Hospitality Group zu einem Hotel mit 14 unterschiedlichen Apartments in drei verschiedenen Größen umgebaut. Im Fillgrader angeboten werden sowohl eingeschoßige Studios als auch Maisonette-Studios, die alle über eine kleine Küchenzeile verfügen.

Ende August reihte sich das Dual-Brand-Hotel von Marriott International, das erste Moxy & Residence Inn mit 203 Zimmern und 43 Long-Stay-Apartments, in die Liste der Neueröffnungen ein. Auf das kommende Jahr verschoben hat sich die Eröffnung des The Hoxton, das in das denkmalgeschützte „Gewerbehaus“ am Rudolf-Sallinger-Platz einziehen wird. Die Liste ließe sich noch fortsetzen, befinden sich doch Projekte in allen Hotelkategorien in der Pipeline.

Kleine Pensionen schließen, neue Hotelprojekte kommen

Für Martin Schaffer, Partner bei MRP Hotels, sind die Neuzugänge durchaus gefragt: „Der Markt verträgt sie definitiv. Es fallen nämlich vor allem im KMU-Bereich zahlreiche kleine Pensionen weg.“ Gleichzeitig sei der Tourismus eine globale Wachstumsbranche – Prognosen gehen bis 2040 von einem jährlichen Plus von fünf Prozent aus. „Im Luxusbereich liegt das Wachstum sogar bei sieben Prozent pro Jahr.“ Wien werde von diesem Wachstum massiv profitieren, die Betten würden daher benötigt, betont der Experte.

Deutlich weniger Transaktionen

Weniger Aktivität gibt es allerdings auf dem Transaktionsmarkt: Während sich dieser 2022 hierzulande kurz erholt zu haben schien, sind Hotelinvestoren heuer aufgrund der hohen Zinsen wieder um einiges zurückhaltender. Im ersten Halbjahr 2023 konnte nach Angaben von Christie & Co. ein Transaktionsvolumen von knapp 100 Millionen Euro erreicht werden – das bedeutet einen Rückgang auf etwa 45 Prozent des Volumens im Vergleichszeitraum 2022. „Die momentane Wirtschaftslage ist für Entwickler, Eigentümer, Betreiber und Investoren gleichermaßen herausfordernd. Das erste Halbjahr zeigte daher vergleichsweise wenig Bewegung auf dem heimischen Hotelimmobilienmarkt, obwohl durchaus gute Produkte vermarktet werden“, analysiert Simon Kronberger, Director Austria und CEE bei Christie & Co.

Derzeit würden überwiegend Transaktionen mit hohem Eigenkapital-Anteil stattfinden, dazu seien deutliche Preisabschläge beziehungsweise steigende Rendite-Erwartungen erkennbar. Kronberger gibt sich allerdings positiv gestimmt, dass sich der Trend in der zweiten Jahreshälfte wieder nach oben bewege.

Tourismus in Österreich

Steigende Kosten und Personalmangel stellen die Tourismusbranche vor Herausforderungen. Gleichzeitig erreichte die Zahl der Nächtigungen von Mai bis Juli heuer rund 39,5 Millionen und kratzte damit am bisherigen Höchststand vom Jahr 1980 mit gut 40 Millionen Übernachtungen, zeigen die vorläufigen Daten der Statistik Austria. Wien sticht bei den Nächtigungen mit einer Steigerung von fast 20 Prozent hervor.

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