Pensionisten: Viel Einkommen, wenig Besitz

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Einkommen der heimischen Rentner sind hoch und kommen fast ausschließlich vom Staat. Eigenheime und Vermögen sind vergleichsweise spärlich vorhanden, so die OECD.

Wien. Budgetloch hin oder her – Sozialminister Rudolf Hundstorfer will am geltenden Pensionsrecht partout keinen Änderungsbedarf erkennen. „Ihr könnt sicher sein, dass es keine weiteren Einschnitte geben wird“, sagte er am gestrigen Dienstag beim Gewerkschaftstag der Metaller. Ein Schelm, wer an diesem „Versprechen“ zweifelt? Auf der Seite der Zweifler steht jedenfalls die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sie attestiert Österreichs Pensionisten einen hohen Lebensstandard und ein überdurchschnittliches Einkommen – dem österreichischen Pensionssystem jedoch weiteren Reformbedarf.

Trotz der jüngsten Änderungen – Einschränkungen in der Hacklerregelung, Invaliditäts- und Korridorpension – bleiben die traditionellen Baustellen erhalten: Österreichs Pensionisten gehören zu den jüngsten im OECD-Raum, das Pensionssystem ist eines der teuersten. Die Österreicher verabschiedeten sich in den letzten fünf Jahren mit durchschnittlich 61,9 Jahren (Männer) beziehungsweise 59,4 Jahren (Frauen) aus dem Erwerbsleben (der Pensionsantritt erfolgt oft schon früher). Obwohl das tatsächliche Ruhestandsalter in den letzten Jahren gestiegen ist, ist es noch das achtniedrigste im OECD-Raum (64,2 bzw. 63,1 Jahre).

Den Pensionisten in Österreich geht es – nicht nur im Vergleich zur Gesamtbevölkerung – gut. Die Altersarmut liegt unter dem Schnitt der Industriestaaten, und wer in Pension geht, muss nur geringe Einschnitte hinnehmen. So beträgt die Höhe der Pension durchschnittlich 77 Prozent des Letztgehaltes (OECD-Schnitt: 54,4 Prozent). Das verfügbare Einkommen der über 65-jährigen Österreicher lag Ende der 2000er-Jahre sogar bei 91 Prozent dessen, was ein durchschnittlicher Österreicher zur Verfügung hat. Im Durchschnitt aller 34 OECD-Länder waren es 86 Prozent. Und das, obwohl Rentner hierzulande weniger besitzen als ihre „Kollegen“ in den anderen wohlhabenden Ländern der Welt: Nur die Hälfte der Menschen über 65 lebt hierzulande in den eigenen vier Wänden, im OECD-Schnitt sind es 76 Prozent.

„Länger arbeiten, mehr sparen“

Außerdem beziehen die heimischen Rentner weit weniger Einkünfte aus privaten Vermögen, als das in anderen Industrieländern der Fall ist. Vier Fünftel der Einkommen der Älteren stammen aus staatlicher Pension und Transferleistungen (siehe Grafik), Einkommen aus Arbeit oder Vermögen sind mit 15 Prozent bzw. drei Prozent gering. Das liegt freilich auch daran, dass in den meisten Industrieländern länger gearbeitet wird.

Die Krise habe dazu geführt, dass in vielen Ländern Änderungen angegangen oder vorgezogen wurden, heißt es von der OECD, die seit Jahren Reformen in den teuren Pensionssystemen ihrer Mitglieder einmahnt. Dennoch werde es eine der wesentlichen Herausforderungen sein, dauerhaft für ein angemessenes Rentenniveau zu sorgen. In Deutschland etwa droht vielen Geringverdienern die Altersarmut: Die Rentenbezüge für Menschen mit relativ kleinem Gehalt würden gegen Mitte dieses Jahrhunderts so niedrig sein wie in kaum einem anderen Industrieland, sagte Monika Queisser, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik, bei der Präsentation. Ein späteres Antrittsalter und niedrigere Pensionsversprechen sollten die Folgen des demografischen Wandels dämpfen.

„Länger arbeiten, mehr sparen“ – so lautet laut OECD die Formel für zukünftige Rentner. Auch, wenn Politiker wie Hundstorfer das nicht wahrhaben wollen. (hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2013)

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