Amazon-Gründer Jeff Bezos hatte die Zeitung für 250 Mio. Dollar gekauft, für 159 Mio. wird nun das Bürogebäude verkauft.
Nach der Übernahme durch Amazon-Gründer Jeff Bezos verkauft die "Washington Post" nun ihr historisches Hauptquartier: Das Bürogebäude in der Nachbarschaft des Weißen Hauses gehe für 159 Millionen Dollar (117 Millionen Euro) an eine Immobiliengesellschaft, teilte die Zeitung mit. Der Verkauf solle im März 2014 über die Bühne gehen. Die "Post" werde Büros in dem Gebäude weiter anmieten, bis ein neuer Sitz gefunden ist.
Bezos hatte die Zeitung vor kurzem übernommen. Er zahlte 250 Millionen Dollar. Die Suche nach einem neuen Gebäude hatte aber schon vorher begonnen.
Zwischen Zwangsversteigerung und journalistischem Höhenflug
Mit dem Verkauf der "Post" an Bezos hatte die Verlegerfamilie Graham, die das Zeitungsgeschäft seit acht Jahrzehnten führte, auf den Rückgang der Auflage und der Anzeigenerlöse infolge der Konkurrenz durch das Internet reagiert.
Berühmt wurde die Zeitung durch die Aufdeckung des "Watergate"-Skandals, der in den 1970er-Jahren zum Rücktritt des damaligen US-Präsidenten Richard Nixon führte. Zuletzt sorgte sie mit Enthüllungen zur flächendeckenden Überwachung der Telefon- und Internetkommunikation durch den US-Geheimdienst NSA für Aufsehen.
Zeitung mit Geschichte
Die "Washington Post" hat mehr als einmal Geschichte geschrieben. Ihre Sternstunde erlebte sie Anfang der 70er Jahre, als die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward den Watergate-Skandal aufdeckten, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte. Und die Veröffentlichung der geheimen "Pentagon-Papiere" öffnete der amerikanischen Öffentlichkeit die Augen auf den Krieg in Vietnam und stärkte in einem Gerichtsprozess die Pressefreiheit.
Diese journalistischen Höhenflüge waren möglich, weil Verlegerin Katharine Graham fest hinter dem Kurs stand. Ihrer Familie gehörte die "Post" seit 1933, als ihr Vater die pleitegegangene Zeitung bei einer Auktion schnappte. Im Besitz der Grahams wurde aus dem 1877 gegründeten Blatt eine amerikanische Institution. Katharines Sohn Don Graham kapitulierte nun aber vor dem aktuellen Wandel der Medienindustrie: "Das Zeitungsgeschäft brachte immer neue Fragen auf, auf die wir keine Antwort haben."
Das Internet krempelt die Zeitungsbranche um - und die "Washington Post" verzeichnete sieben Jahre in Folge Umsatzrückgänge. Ein erstes deutliches Alarmsignal kam 2009, als die Büros in Chicago, Los Angeles und New York dichtgemacht wurden. Einsparungen im Newsroom folgten. Don Graham zog jetzt den Verkauf an den milliardenschweren Amazon-Gründer Jeff Bezos einem strikten Sparkurs vor.
"Seid nicht langweilig" fordert Amazon-Gründer Jeff Bezos von den Journalisten der traditionsreichen Zeitung, die er Anfang August gekauft hatte. An Kürzungen denkt er nicht.