Zwei gewonnene Jahre

Mutig ist die Schulidee nicht - aber eine Chance.

Es ist schön zu sehen, wie es die Große Koalition immer wieder schafft, die in sie gesetzten Erwartungen bloß nicht überzuerfüllen. So folgt die Idee, die SPÖ und ÖVP in Sachen Schulorganisation nun hegen, einer altbekannten Logik: Die SPÖ will eine vierjährige Gesamtschule, die ÖVP – oder besser gesagt: ein Teil ihrer Klientel – will sie nicht. Also machen wir doch, weil es so schön in der Mitte liegt, einfach eine Art zweijährige Gesamtschule. Fein, wie einfach Politik sein kann. Mutige Entscheidungen sehen anders aus.

Vielleicht sollte man aber auch sehen, was das Modell leisten könnte: Nämlich jenen Zeitpunkt um zwei wertvolle Jahre zu verschieben, zu dem die Eltern die oft folgenschwere Entscheidung über den Bildungsweg ihrer Kinder treffen müssen. Das sind zwei Jahre, in dem sich Talente und Interessen weiter ausbilden können. Jede Form von besserer Durchlässigkeit kann nur ein Gewinn für das Schulsystem sein.

Falls das Modell zusätzlich bewirken könnte, dass die soziale Selektion vermindert wird und die Menschen sehen, dass Bildungsverlierertum nicht vererbbar sein muss, hätte diese Koalition schon mehr geschafft, als man ihr in Schulbelangen bislang zutraute.

christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2013)

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