Premierministerin flieht in Bangkok vor Demonstranten

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Die Lage in Thailand gerät außer Kontrolle. Regierungsgegner stürmten den Aufenthaltsort von Yingluck Shinawatra. Es gibt mindestens vier Tote und Dutzende Verletzte.

Mit Tränengas und Wasserwerfern hat die Polizei in Bangkok am Sonntag die Machtzentrale der thailändischen Regierung gegen den Ansturm tausender Demonstranten verteidigt. Die Regierung mobilisierte rund 1000 Soldaten zur Verstärkung der Sicherheitskräfte. Bei Zusammenstößen bei der Ramkhamhaeng Universität wurden am Wochenende vier Menschen getötet und 57 verletzt. Die regierungsfeindlichen Demonstranten in Thailand hätten trotz zahlreicher Angriffsversuche am Sonntag keine staatlichen Gebäude besetzt, erklärte der Nationale Sicherheitschef Paradorn Pattanathabutr gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Mit der Belagerung und Besetzung staatlicher Einrichtungen und Fernsehsendern will die Opposition die Regierung von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra zu Fall bringen. Der Anführer der Protestbewegung, Suthep Thaugsuban, erklärte in einer Sendung eines besetzten Fernsehsenders, die Demonstranten hätten zwölf Regierungsgebäude friedlich und ohne Waffen besetzt

Ziviler Ungehorsam gescheitert

Suthep schwor, die Proteste fortzusetzen, "bis das Thaksin-Regime ausgemerzt ist". Er rief alle Beamten auf, nicht mehr zur Arbeit zu erscheinen. Seine Versuche, Staatsangestellte zu zivilem Ungehorsam zu animieren, waren vergangene Woche gescheitert.

Die Sicherheitskräfte verbarrikadierten am Sonntag den Regierungssitz mit Betonmauern und Stacheldraht und wehrten den Ansturm zunächst ab. Teile Bangkok versanken im Chaos. Dichte Tränengasschwaden zogen über das Regierungsviertel. Mehr als 20.000 Polizisten waren im Einsatz.

Yingluck musste am Sonntag vor aufgebrachten Regierungsgegnern in Sicherheit gebracht werden. Nach Auskunft eines Mitarbeiters der Regierungschefin stürmten Demonstranten in Bangkok das Gelände eines Sportclubs der Polizei, wo sich Yingluck aufhielt. Sie habe das Gebäude wohlbehalten verlassen und sei an einen anderen Ort gebracht worden.

Gestürzter Premier als Hassfigur

Die Demonstranten werfen der Regierung vor, Steuergelder zu verschleudern. Ihre Hassfigur ist der 2006 gestürzte Regierungschef Thaksin Shinawatra. Der Milliardär ist wegen populistischer Politik und fragwürdiger Geschäfte seit Jahren ein rotes Tuch für Anhänger des alten Establishments. Er gängelt die Regierung seiner Schwester Yingluck aus dem Exil.

Die oppositionelle Demokratische Partei steht hinter den Protesten. Ihr einstiger Vizeregierungschef Suthep führt die Straßenproteste an. Er hatte seinen Anhängern für Sonntag den Sieg versprochen. Seine weitere Strategie blieb zunächst unklar.

Schüsse auf regierungsfeindliche Studenten

Anhänger der Regierung in ihren typischen roten T-Shirts waren am Samstag nach Bangkok gereist, um in einem Stadion Loyalität mit Yingluck und Thaksin zu demonstrieren. Rund 60.000 Menschen nahmen daran teil. Vor dem Stadion griffen regierungsfeindliche Studenten Busse und Taxis mit Rothemden an. Bei den anschließenden Zusammenstößen im Bereich der Ramkhamhaeng Universität und dem Rajamangala-Stadium fielen die tödlichen Schüsse. Bei den Toten handelte es sich um einen Studenten, einen Soldaten und zwei Rothemden.

Der stellvertretende Handelsminister rief die Regierungsanhänger auf, in die Provinzen zurückzukehren. "Wir wollen die Probleme der Regierung nicht noch verschärfen, wenn wir zusammenhalten müssen, um Regierungseinrichtungen zu verteidigen", sagte Nattawut Saikua.

(APA/AFP)

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