"Netanjahu hat USA den Krieg erklärt"

Ehud Olmert (i.) und
Ehud Olmert (i.) und "Bibi" NetanjahuEPA
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Israels früherer Premierminister Ehud Olmert übt scharfe Kritik an der Politik seines Nachfolgers Benjamin Netanjahu. Dieser hetze den Kongress gegen US-Präsident Obama auf.

Ehud Olmert und Benjamin Netanjahu konnten sich noch nie leiden, und nach der jüngsten Kritik des früheren Premiers an seinem Nachfolger wird die gegenseitige Abneigung nur noch weiter wachsen. Netanjahu habe Israels wichtigstem Verbündeten USA "den Krieg erklärt", sagte Olmert am Sonntag bei einer Diskussion des Nationalen Sicherheitsinstituts (INSS) in Tel Aviv. Olmert warf Netanjahu vor, er hetze den Kongress gegen US-Präsident Barack Obama au. Netanjahus Verhalten sei schädlich für die Interessen Israels, sagte Olmert.

Israels Ministerpräsident hatte das jüngst in Genf vereinbarte Übergangsabkommen im Atomstreit mit Teheran scharf als "schlechten Handel" kritisiert und sich auch einen verbalen Schlagabtausch mit US-Außenminister John Kerry geliefert. Die Außenminister der fünf UN-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschlands hatten sich mit Teheran darauf geeinigt, dass der Iran sein umstrittenes Atomprogramm zunächst für sechs Monate auf Eis legt. Dafür werden internationale Sanktionen gegen das Land gelockert.

"Netanjahu ist ein Lügner"

Netanjahu wiederum wies Olmerts Kritik als unbegründet zurück. "Anders als andere werde ich nicht schweigen, wenn ich Israels zentrale Interessen als gefährdet ansehe", sagte "Bibi", so der Spitzname des Likud-Führers, der sich an die Spitze der Gegner einer Annäherung mit Teheran gesetzt hatte. Er pochte im Gegenteil auf eine Verschärfung der Sanktionen und erklärte, Israel fühle sich nicht gebunden an das Interimsabkommen.

Mit Obama verbindet Netanjahu eine überaus diffizile Beziehung. Mehrfach brüskierte er den US-Präsidenten, und im Gegenzug hielt Obama nicht mit seiner Meinung zurück. Als er die Mikrofone ausgeschaltet wähnte, stimmte er dem damaligen französischen Präsidenten bei einem G-20-Gipfel zu, als dieser schimpfte: "Netanjahu ist ein Lügner."

Unterdessen forderte Jitzhak Herzog, als neuer Chef der Arbeitspartei der neue Oppositionsführer im Land, Netanjahu zu "mutigen Schritten" im Konflikt mit den Palästinensern auf. Nach einem Treffen mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas sprach er von einer "historischen Chance" für den Frieden. Abbas habe den "wirklichen Wunsch", eine Einigung zu erzielen, sagte Herzog. Der Sohn des früheren Präsidenten wurde erst kürzlich in einer Kampfabstimmung zum neuen Chef der Traditionspartei gewählt.

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