Gastkommentar

Die Jungen sind so reich wie noch nie

Die Generation Z sieht pessimistisch in die Zukunft, dabei ist sie die reichste Generation der Geschichte.

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ So vehement und sichtbar hat seit der 68er-Generation keine Generation das Recht auf Zukunft eingefordert wie Fridays for Future. Als „No Future“-Generation sahen sich auch die Babyboomer, als sie noch jung waren. Umfragen zufolge blickt die große Mehrheit der Generation Z, der von 1995 bis 2012 Geborenen, pessimistisch in die Zukunft. Sie sieht sich als Verlierer – ökonomisch, ökologisch und sozial. Den Wohlstand ihrer Eltern fürchten sie nie zu erreichen. Dabei haben die heute Jüngeren mehr zu gewinnen als zu verlieren.

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Höhere Gehälter

Ökonomisch haben die seit 1995 geborenen Post-Babyboomer noch ein ganzes Arbeitsleben vor sich, selbst Wohlstand anzuhäufen. Dabei starten sie von einem weitaus höheren Niveau. So können die heutigen Akademiker mit einem Gehalt rechnen, das monatlich gut 50 Prozent mehr Kaufkraft als das eines durchschnittlichen Boomers von 1975 hat. Im Unterschied zu diesen wachsen die Jüngeren in einen Arbeitsmarkt hinein, der nicht von Arbeitslosigkeit, sondern von Arbeiterlosigkeit geprägt ist. Zudem wird die junge Generation mehr erben als die Generationen vor ihr. In Österreich werden jährlich rund 15 Milliarden Euro steuerfrei vererbt, in den kommenden 25 Jahren wird sich dieser Wert verdoppeln. Die ökonomischen Aussichten sind besser denn je für die Jungen.

und Erbschaften

Ökologisch geht das Ende des fossilen Zeitalters einher mit immensen technologischen Innovationen und nie dagewesenen neuen Geschäftsmodellen. Das Projekt Klimaneutralität führt nicht zum wirtschaftlichen Untergang, es wird den globalen Wohlstand vergrößern. 2020 betrug das weltweite Volumen für Green Tech noch 4,6 Milliarden Euro, bereits 2030 sollen es doppelt so viele sein. Immer mehr Länder sind auf grüne Energie angewiesen. Die heute Jungen werden in einer grünen, weitgehend emissionsfreien Zukunft alt. Innerhalb einer Generation wird Europa der erste klimaneutrale Kontinent der Erde sein. Nachhaltige Produkte und Güter werden zum Standard und damit günstiger.

Diverser und fairer denn je

Auch sozial hat die junge Generation mehr zu gewinnen als zu verlieren. Die Zukunft ist divers und fair. Zuwanderung und Integration sind für Jüngere heute ebenso selbstverständlich wie Gleichberechtigung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Im Unterschied zu früheren Generationen haben die Jüngeren die Chance, aktiver und selbstwirksamer Teil eines grundlegenden gesellschaftlichen Wandels zu sein.

Für die „Generation Global“ sind Reisen, Austausch und Arbeit auch außerhalb des Landes Bestandteil der eigenen Biografie. Lernen und arbeiten unterwegs sowie mobil sein sind in Zukunft so normal wie heute Schulen und Büros. Der demografische Wandel, das Älterwerden der Babyboomer, verbindet Jung und Alt auf neue Weise. Der Zusammenhalt der Generationen war noch nie so groß wie heute. Digitalisierung und künstliche Intelligenz machen Wohnen in den eigenen vier Wänden länger und einfacher möglich, was den eigenen Geldbeutel schont und den Staatshaushalt entlastet.

Die heute junge Generation wird die reichste sein, die wir jemals hatten. Ökonomisch, ökologisch und sozial. Unser Begriff von Reichtum wird neu definiert: Aus Wohlstand wird Wohlsein.

Dr. Daniel Dettling (*1971) ist ein deutscher Zukunftsforscher (www.institut-zukunftspolitik.de). Er berät Unternehmen, Ministerien, Verbände, politische Parteien und Stiftungen. Sein aktuelles Buch: „Eine bessere Zukunft ist möglich. Ideen für die Welt von morgen“.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

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