Die mächtigste Frau im „Team“ Stronach

Renate Heiser-Fischer, Team Stronach
Renate Heiser-Fischer, Team Stronach(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Wie aus dem Nichts wurde die Assistentin von Frank Stronach, Heiser-Fischer, zur Landesparteichefin in Niederösterreich. Während ihr Einfluss in der Bundespartei stetig stieg, zerbröckelt nun ihre Landespartei.

Wien. Wer zu den engsten Vertrauten von Frank Stronach gehört, kann man laut dem niederösterreichischen Landtagsabgeordneten Ernest Gabmann an der Sitzordnung bei Besprechungen beobachten. Und der rechte Platz direkt neben Stronach ist in letzter Zeit immer öfter für Renate Heiser-Fischer reserviert. Die 42-jährige Landesparteichefin Niederösterreichs, das bestätigt nicht nur Gabmann, habe mitunter mehr Macht als Kathrin Nachbaur. Und das, obwohl die Klubobfrau und stellvertretende Parteichefin als rechte Hand Stronachs gehandelt wird. „Jetzt sitzt sie auf der anderen Seite vom Tisch.“

Die Einflüsterer des Austrokanadiers sind also an einer Hand abzuzählen. Die Liste derjenigen, die aus der Partei ausgeschlossen werden, ist umso länger. Und dafür ist wiederum eine Person mitverantwortlich: Heiser-Fischer. Ihre Durchsetzungskraft reicht zwar bis zum Parteichef, doch Richtung Basis, sofern man beim Team Stronach von einer solchen sprechen kann, tut sie es nicht. Nach innerparteilichen Streitereien schloss Heiser-Fischer nicht nur ihre Vorgängerin, Ex-Parteichefin und Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger aus. Sondern auch Ernest Gabmann, Klubobmann des Teams Stronach im Landtag. Die beiden sollten ihre Funktionen eigentlich zurücklegen, denken aber nicht daran – im Gegenteil, sie wollen eine eigene Partei gründen. Zusammen mit den anderen Landtagsabgeordneten, Herbert Machacek, Walter Naderer und Gabriele von Gimborn, wolle man als „Team Niederösterreich“ antreten. Zurück im Klub bleibt allein Walter Laki, der sich noch zu Heiser-Fischer bekennt.

„Habe Feuer gefangen“

Doch wie kam die Niederösterreicherin überhaupt in diese Position? Auf diese Fragen gibt es zwei Antworten. Zum einen jene von Heiser-Fischer selbst. Im Dezember vergangenen Jahres begann die vormalige Unternehmensberaterin und Anzeigenverkäuferin der „Presse“ als persönliche Assistentin in der Stronach-Group. Dort habe sie vom politischen Projekt erfahren und „Feuer gefangen“, erzählt sie. Sie habe den Aufbau der Partei begleitet und Stronach unterstützt. „Obwohl ich vorher nicht politisch aktiv war.“ Auch ihre Eltern seien dies nicht gewesen. Wenn überhaupt, sei ihr Umfeld eher „sozialistisch geprägt“ gewesen. Nach der Nationalratswahl sei dann das Angebot von Stronach gekommen: Sie solle doch die Leitung der niederösterreichischen Landespartei übernehmen. Was sie eigentlich dafür qualifiziere? „Ich bin sehr ausdauernd und belastbar. Frank sagt auch immer, bei mir bestimmt der Hausverstand.“

Und dann gibt es noch eine andere Version – jene ihrer ehemaligen Mitarbeiter. Der wahre Grund, warum sie so viel Einfluss habe, seien ihre privaten Verbindungen. Denn der Lebenspartner von Heiser-Fischer ist Parteianwalt und Kurzzeit-FPÖ-Minister Michael Krüger. Und der sei der wahre Strippenzieher der Partei – und darum bemüht, dass Heiser-Fischer an der Macht sei.

Sie habe bisher kaum Erfahrung mit Politik gehabt, meint auch Kaufmann-Bruckberger. „Ich hätte ihr gern erklärt, was Politik bedeutet“, meint sie. „Aber das braucht sie offenbar nicht. Krüger hat wohl genug Erfahrung – schließlich war er 25 Tage lang Justizminister.“ Auch Walter Naderer gibt ihr recht: „Krüger ist der mächtigste Mann in der Partei. Heiser-Fischer kann sich wiederum um 180 Grad wenden. Die Virtuosität der einzelnen Masken beherrscht sie perfekt.“ Eines müsse man aber schon zugeben: „Wenn man ihr privat begegnet, kann sie auch sehr herzlich sein.“ Politisch fasse er die Person Heiser-Fischer aber so zusammen: „Eine stets fremdbestimmte Führungskraft, powered by Krüger.“

In der Partei sei sie jedenfalls alles andere als beliebt, sie habe „null Ahnung“ von dem Geschäft, ist sogar zu hören. Sie sei nur eingesetzt worden, um das Geld der Landespartei zu verwalten – und die Schulden für Frank Stronach einzutreiben.

Was sagt Heiser-Fischer selbst dazu? „Das ist eine typische Aussage, mit der nur Frauen konfrontiert werden“, meint sie bezüglich ihres Lebenspartners Krüger. „Das hat mit ihm nichts zu tun. Ich habe meine Aufgaben und behaupte mich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2013)

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