So gut organisiert wie Lehrer ist kaum eine Berufsgruppe. (Und auch keine Partei.)
So gut organisiert wie Lehrer ist kaum eine Berufsgruppe. (Und auch keine Partei.) Das verdanken die Lehrer ihrer schlagkräftigen Gewerkschaft und einem Zusammengehörigkeitsgefühl, das nur in einer speziellen Situation entsteht: Seit Jahren pflegen Lehrer einen eigentümlichen Verfolgungswahn (durch Politik, Medien, die angebliche Öffentlichkeit). Da wir spätestens seit Woody Allens Zitat wissen, dass ein solcher Wahn noch lange nicht bedeutet, dass sie– wir – nicht hinter den Lehrern her sind, eine kleine Überprüfung:
Lehrer haben laut veröffentlichter Meinung Schuld für alle schlechten Tests der Schüler übernehmen müssen. Dass daran mehr Schulform und -organisation schuld sind, die die Politik verantwortet, war selten zu hören. Dann wäre da die Verantwortung. Ohne dies voll belegen zu können: Eltern schieben immer mehr Verantwortung an Lehrer ab. Überforderte Schüler und Eltern bei Hausaufgaben? Schlechtes Benehmen des Nachwuchses? Die Schule versagt!
Oder: Wir haben ein Problem bei Schülern mit nicht deutscher Muttersprache? (Was beim PISA-Test ausschlägt, wie nur leise murmelnd gesagt wird.) Die Lehrer kriegen es nicht auf die Reihe! Dabei ist „Integration“ kein Lehrfach, das sie studieren können, oder?
Wie hier schon mehrmals geschrieben: In einer Zeit, in der von vielen Berufsgruppen Flexibilität, also Mehrarbeit, verlangt wird, sorgt die ablehnende Haltung der Lehrervertreter für Unverständnis. Diese Berufsgruppe hat aber auch mehr Respekt verdient.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2013)