Karmasin: Im Wahlkampf noch auf der anderen Seite

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Jugend und Familie. Die TV-bekannte Meinungsforscherin Sophie Karmasin (46) übernimmt das neu geschaffene ÖVP-Ministerium.

Gestern Abend hätte sie in der „ZiB 2" die neue Regierung bewerten sollen. Im Nationalratswahlkampf hatte sie dort als unabhängige Expertin noch die Auftritte der Spitzenkandidaten der Parteien in den TV-Wahlduellen analysiert. Nun wechselt die Motiv- und Meinungsforscherin auf die andere Seite. Die Wienerin Sophie Karmasin (46) wird neue Ministerin für Jugend und Familie.

Es ist dies ein echter Personalcoup Michael Spindeleggers. Er suchte eine Frau für sein Kabinett, nicht zuletzt nach anhaltender Kritik an der geringen Frauenquote in seinem Team - und fand eine überaus prominente. Die zweifache Mutter (zehn und 13) übernimmt nun die aus dem Wirtschaftsministerium herausgelösten Agenden Familie und Jugend.

Mit Politik hatte Karmasin bisher in erster Linie als Meinungsforscherin zu tun. Umfragen ihres Instituts zur innenpolitischen Lage wurden regelmäßig in diversen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Darüber hinaus war sie jedoch stets außerordentlich an den politischen Vorgängen im Land interessiert - und diskutierte auch gern darüber.

Die moderne liberale Bürgerliche ist seit 2006 Geschäftsführerin der Karmasin-Motivforschung. Ein Unternehmen, das sie gemeinsam mit ihrer Mutter, der ebenfalls aus Print, Funk und TV bekannten Helene Karmasin, gegründet hat. Ihr Vater, Fritz Karmasin, Doyen der heimischen Meinungsforschung und langjähriger Leiter des hiesigen Gallup-Instituts, ist im Mai 2013 gestorben.
Sophie Karmasin absolvierte Psychologie und Betriebswirtschaft. Danach war die Doppelakademikerin für diverse Werbeagenturen tätig. Es folgte ein Auslandsaufenthalt als Produktmanagerin bei Henkel in Belgien und Holland, ehe die Währingerin 1985 in den elterlichen Betrieb einstieg. Zudem unterrichtete sie an der Fachhochschule für Marketing und Verkauf sowie am Wifi.

Auch für die ÖVP machte sie Umfragen: etwa die von Justizministerin Beatrix Karl in Auftrag gegebene „Vertrauensstudie Justiz", die die beiden auch gemeinsam präsentierten. Während Karl ihren Ministerposten nun räumen muss, tritt Karmasin den ihren an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2013)

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