Manager mit fachlichem Fundament

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Die Bauwirtschaft braucht nicht nur gut ausgebildete Ingenieure, sondern auch Führungskräfte, die technischen Background mit Managementfähigkeiten vereinen.

Die Rahmendbedingungen für die europäische Bauwirtschaft waren schon besser. Aufgrund des Spardrucks der öffentlichen Hand und der anhaltenden Konjunkturschwäche wird die Bauleistung heuer um 2,8 Prozent zurückgehen, prognostiziert das Bauforschungsnetzwerk Euroconstruct. In Österreich zeichnet sich kaum ein besseres Szenario ab. Einen Grund, Trübsal zu blasen, sehen Experten dennoch nicht. Die Fachleute mit einschlägigen technischen Ausbildungen wären nach wie vor auf dem Arbeitsmarkt gefragt – vor allem solche mit Management-Skills.

Während die Absolventen eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums mit der technischen Abwicklung eines Projekts in der Regel keine Probleme haben, hapert es dagegen oft mit den Managementfähigkeiten. „An der TU Wien steht Führungskompetenz in der Ausbildung nicht im Vordergrund“, bestätigt Hans Georg Jodl, Professor am Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement der TU Wien. Diese Lücke soll mit einem neuen, postgradualen Studium am Continuing Education Center der TU geschlossen werden, das im Februar 2014 startet. „International Construction Project Management“ soll genau jene Fähigkeiten vermitteln, die zum Management unternehmerischer Prozesse im Baugewerbe notwendig sind.

Internationale Ausrichtung

Anlass, das Studium zu entwickeln, sei der dringende Bedarf international tätiger heimischer Bauunternehmen nach Führungskräften gewesen, erklärt Jodl. In vier Semestern werden sich die künftigen Teilnehmer mit fundierten theoretischen Grundlagen, Projektmanagementwerkzeugen sowie baurechtlichem und betriebswirtschaftlichem Basiswissen im internationalen Bauprojektmanagement beschäftigen. Dass das Studium in Englisch abgehalten wird, unterstreicht die internationale Ausrichtung. „Die Absolventen werden große internationale Projekte leiten können“, so Jodl.

Mit der zunehmenden Internationalisierung der Baubranche beschäftigt sich auch der „MBA Bauwirtschaft“ an der Donau-Universität Krems – allerdings weniger aus dem Blickwinkel der großen Konzerne, wie Lehrgangsleiter Erich Kremsmair erklärt. „Wir schauen uns an, wie auch mittelständische Unternehmen im Ausland aktiv werden können“, sagt er. In diesem Zusammenhang unternehme man auch Studienreisen, wie unter anderem nach Aserbaidschan, um die erlernten Kenntnisse anhand von Praxisbeispielen anzuwenden.

Ein weiteres aktuelles Thema, dem man sich in Krems widmet, ist der Umgang mit Auswirkungen der Krise. „Dazu gehört, Krisen frühzeitig zu erkennen“, sagt der Lehrgangsleiter. Gleichzeitig lernen die Studenten, wie man Strategien entwickelt, die auf ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld zugeschnitten sind. Denn für die heimische Bauwirtschaft bleibt die Lage laut Kremsmaier unsicher.

Ausbildung nach Bachelor

Während sich die von der TU Wien und der Donau-Universität angebotenen Ausbildungen an Teilnehmer mit reichlich Berufserfahrung richten, gehören zur Zielgruppe des Masterstudiums „Baumanagement und Ingenieurbau“ der Fachhochschule Joanneum primär jüngere Semester – sprich: Studenten, die erst kürzlich ein Bachelorstudium wie das hauseigene „Bauplanung und Bauwirtschaft“ abgeschlossen haben und danach ein Vollzeitprogramm absolvieren möchten. „Die Ausbildung ist sehr praxisorientiert“, so Studiengangsleiterin Michaela Kofler. Das sei auch der wesentliche Unterschied zum Angebot der technischen Universitäten. So müssen die Studenten fächerübergreifende Projektarbeiten absolvieren. Gleichzeitig verfolgt man auch einen interdisziplinären Ansatz. Dementsprechend stehen unter anderem Themen wie Gebäudeplanung, Kommunikation und Team, Projekt- und Risikomanagement, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre oder Facility Management auf dem Lehrplan. So breit der Zugang ist, so vielfältig sind auch die möglichen späteren Betätigungsfelder der Absolventen – etwa im gesamten Spektrum des Hoch- und Tiefbaus in Planungs- und Ingenieurbüros, Bauabteilungen oder der Bauindustrie.

„Als Manager in der Baubranche sollte man ein Gespür für den Umgang mit Menschen haben“, sagt Kofler. Zu den weiteren Voraussetzungen zählt eine gewisse Flexibilität. Zudem sollten sich die Absolventen darauf einstellen, dass „der Job nicht zwangsläufig vor der Haustüre liegen wird“, wie es die Studiengangsleiterin ausdrückt. Viele ihrer Absolventen seien heute im Ausland tätig.

AUSBILDUNGEN

•Continuing Education Center TU Wien: „International Construction Project Management“ (Meng)

•Donau-Uni Krems: „Life Cycle Management-Bau“, „MBA Bauwirtschaft“

•FH Joanneum: Bachelor „Bauplanung und Bauwirtschaft“; Master „Baumanagement und Ingenieurbau“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2013)

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