Meta-Selfies und Justin Biebers Porno-Bitch

Meta-Selfies und Justin Biebers Porno-Bitch
Meta-Selfies und Justin Biebers Porno-BitchThe Sun
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Wahrscheinlich redet in ein paar Tagen niemand mehr darüber, also muss man jetzt noch etwas dazu sagen, wenn man etwas dazu sagen will.

Wahrscheinlich redet in ein paar Tagen niemand mehr darüber, also muss man jetzt noch etwas dazu sagen, wenn man etwas dazu sagen will. Über Selfies, nämlich, jene Modeerscheinung der digitalen und sozialnetzwerkenden Fotografie – derzeit vor allem in der Doppel-Selfie-Variante gemeinsam mit einer mehr oder weniger prominenten Persönlichkeit (UHBP, Papst etc.). Ein Phänomen, das durch Barack Obamas Auftritt bei Nelson Mandelas Trauerfeier aus der Jugendkultur in den medialen Mainstream gespült wurde, wo sie jetzt ein paar Tage lang bleiben darf, ehe sie wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Dass das Thema bereits weitgehend abgefrühstückt wurde, erkennt man übrigens daran, dass mittlerweile vor allem Meta-Selfies umherlaufen – also Aufnahmen, die Menschen dabei zeigen, wie sie gerade mit jemand anderem einen Selfie machen. Und spätestens dann, wenn Meta-Meta-Selfies in den sozialen Netzen zirkulieren – also Fotos von Menschen, die gerade Menschen fotografieren, die gerade einen Selfie machen –, ist die Zeit gekommen, sich etwas Neues zu überlegen. Vielleicht, sich von seinem Essen fotografieren zu lassen?

Oder das Fotografieren mit dem Handy einfach sein lassen. Und sich stattdessen sinnvolleren Dingen aus dem Bereich der Jugendkultur zu widmen. Der aktuellen Ausgabe des „Bravo“, zum Beispiel, die man von Freunden geschenkt bekommen hat. In der erfahren wir schon auf der Titelseite, dass sich Justin Bieber mit „tödlicher Sex-Sucht“ angesteckt hat. Bei einer, wie es heißt, „Porno-Bitch“. Im Inneren erfahren wir, dass eine „Brustmatte“, also eine behaarte Männerbrust, „voll bäääh“ ist. Dass „,Vampire Diaries‘-Hottie“ Paul Wesley (Muss man den kennen?) eine „Bitch datet“. Und dass Debbie Schippers (Wer?) den Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen will, dass sie „eine Bitch“ sei – weil sie „sexy Selfies“ auf Instagram gepostet hat. Womit sich der Kreis wieder schließt. Aber wahrscheinlich redet in ein paar Tagen ohnehin niemand mehr darüber.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2013)

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