Literatur

Rafik Schami: Heilende Geschichten

In Syrien geboren, seit 1971 in Deutschland: Rafik Schami verbindet die nahöstliche und die westliche Erzähltradition.
In Syrien geboren, seit 1971 in Deutschland: Rafik Schami verbindet die nahöstliche und die westliche Erzähltradition.Arne Wesenberg
  • Drucken

Rafik Schami hat einen schönen Roman über die Kraft des Erzählens geschrieben, das sogar die Wüste erblühen lässt. 

König Salih hat nur eine Tochter, Jasmin. Als ihre Mutter getötet wird, verfällt sie der Schwermut. Bis der Kaffeehauserzähler Karam im Palast erscheint und behauptet, er werde Jasmin mit seinen Geschichten ins Leben zurückbringen. Jede Nacht will er ihr nun erzählen, bis sie wieder Freude empfinden kann.

Es ist das Motiv von Tausendundeiner Nacht, das Rafik Schami hier aufnimmt. Aber nicht nur. Er stellt der Rahmenhandlung noch eine weitere voran, darüber, wie der Icherzähler zu den alten Geschichten des Buchs gekommen ist. Sein Vater hatte eine Bibliothek. Die Schwester des Icherzählers träumt, dass die Bücher verbrennen, und will sie retten. Der Icherzähler bietet sie wissenschaftlichen Instituten an. Bevor sie dort ankommen, wird das Haus durch den Bürgerkrieg in Syrien zerstört. Nur wenige Werke bleiben heil.

Mit dieser Rahmenhandlung vor der Rahmenhandlung holt Schami die Gegenwart herein. Aber nicht nur zeitlich werden Brücken geschlagen. Karam lädt die Menschen ein, selbst Geschichten zu erzählen. Die Themen gibt er vor, die Geschichten sind Märchen. Andere können als Novellen gelesen werden. Parallelen zu Giovanni Boccaccios „Decamerone“ sind augenfällig.

Rafik Schami stammt aus Syrien, lebt aber schon seit 1971 in Deutschland. Er schöpft aus beiden Traditionen, der nahöstlichen und der westlichen, und führt sie zu einer spannenden Symbiose zusammen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.