Neue Eigentümer für Ankerbrot

ANKERBROT
ANKERBROTAPA/HERBERT NEUBAUER
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Der Sanierer Erhard Grossnigg will mit der Bäckerei Ölz und Ex-Hofer-Manager Armin Burger die Großbäckerei Ankerbrot wieder in die Gewinnzone führen.

Wien. Wenn es bei einem heimischen Unternehmen eng wird, taucht sehr oft ein Name auf: Erhard Grossnigg. Häufig haben die Firmen, die sich der gebürtige Linzer zur Brust nimmt, auch Glück – sie überleben nach einer harten Sanierung. Eine solche Kur kann auch die chronisch defizitäre Großbäckerei Ankerbrot gut gebrauchen, bei der Grossnigg nun einsteigt. Er übernimmt über seine Austro Holding zusammen mit der Bäckerei Ölz und der Nomos Beteiligungsverwaltung von Ex-Hofer-Chef Armin Burger 45 Prozent. Verkäufer ist die Familie Ostendorf, die vor zehn Jahren bei Ankerbrot eingestiegen ist. Und damals Grossnigg zuvorgekommen ist.

Mit den finanziellen Problemen der Vergangenheit – heuer soll Ankerbrot erstmals seit Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben – habe der Eigentümerwechsel nichts zu tun, sagt Peter Ostendorf zur „Presse“. Er bleibt mit 15 Prozent Gesellschafter und Vorstand des Unternehmens. „Teile meiner Familie haben andere Interessen.“

Hinter den Kulissen heißt es, dass Ostendorf das nicht gerade gute Image der zerstrittenen Familie abschütteln will. Sein Vater Klaus hatte mit der deutschen Bäckerei Müllerbrot 2012 eine spektakuläre Insolvenz hingelegt, nachdem die Produktion wegen großer Hygienemängel auf Anordnung der Lebensmittelaufsicht geschlossen werden musste. Der Versuch, die Firma zurückzukaufen, scheiterte. Heuer schlitterte auch die ebenfalls der Familie Ostendorf gehörende Stauffenberg Brot in die Pleite. Dort war Peters Bruder Frank einer der Geschäftsführer.

Zweiter Vorstand

„Wir haben schon ein gutes halbes Jahr verhandelt, jetzt ist es perfekt“, erzählt Grossnigg der „Presse“. Warum hat er den Konkurrenten Ölz mit an Bord geholt? „Er ist der Bäcker, ich der Sanierer und Financier.“ Außerdem würden die beiden Unternehmen nicht konkurrieren, weil Ölz Spezialist und Ankerbrot Massenproduzent sei. Ostendorf habe auch schon viel erledigt und kenne sich ebenfalls im Backgeschäft gut aus. Ihm zur Seite wird Bernhard Angel (Austro Holding) als zweiter Vorstand gestellt.

Ostendorf hat das Anker-Filialnetz in den vergangenen Jahren kräftig auf 128 Standorte zusammengestutzt und den Verlust deutlich minimiert. 2012 lag der Abgang bei 690.000 Euro, nach knapp sechs Millionen Euro Verlust im Jahr davor. 2013 sei ein gutes Jahr gewesen, so Ostendorf. Man werde voraussichtlich operativ und unter dem Strich positiv sein. Der Umsatz werde bei rund 128 Millionen Euro stabil bleiben. Grossnigg und Ölz halten künftig je 18,75 Prozent an Ankerbrot, Ostendorf 15 Prozent und die Nomos 7,5 Prozent. Der Münchner Finanzinvestor Olcha GmbH bleibt 40-Prozent-Eigentümer.

An der Struktur des Unternehmens soll sich nichts ändern, sagt Ostendorf. Ankerbrot beschäftigt derzeit rund 1300 Mitarbeiter. „Wir sind alle überzeugt vom Unternehmen und der Strategie, die werden wir mit Vollgas verfolgen.“ Die Großbäckerei durchlebe eine „Bereinigung“. Er und auch Grossnigg schließen nicht aus, dass die eine oder andere Filiale geschlossen wird. Dafür würden – oder wurden bereits – neue Standorte eröffnet, etwa am Wiener Hauptbahnhof oder am neuen Campus der Wiener Wirtschaftsuniversität. Auch die Produktion in Wien soll bestehen bleiben.

Die Fabrik im zehnten Wiener Gemeindebezirk – inzwischen teilweise zum Kulturzentrum umgewidmet – ist eine der großen Industriebauten der Bundeshauptstadt. Sie besteht seit 122 Jahren an derselben Adresse in der Absberggasse. Das Unternehmen hat indes eine äußerst wechselvolle Geschichte hinter sich. 1891 von den Brüdern Heinrich und Fritz Mendl gegründet, wurde die Fabrik im Ersten Weltkrieg Brotlieferant für die k. u. k. Armee. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es wieder aufwärts. Der Schoeller-Konzern, der 1969 einstieg, verkaufte Ankerbrot 1981 an den ehemaligen IBM-Manager Helmut Schuster. 1997 wurden Teile des Unternehmens an die deutsche Müller-Brot verkauft, 2003 stieg dann Klaus Ostendorf ein, der noch im selben Jahr ein Ausgleichsverfahren durchzog. Der 2006 geplante Verkauf an den Nordsee-Besitzer Heiner Kamps scheiterte. (eid/hie/APA)

AUF EINEN BLICK

Ankerbrot hat neue Großaktionäre: Der Sanierer Erhard Grossnigg übernimmt mit der Bäckerei Ölz und Ex-Hofer-Chef Armin Burger jene 45 Prozent, die die deutsche Familie Ostendorf gehalten hat. Peter Ostendorf bleibt weiter Vorstand und Gesellschafter. Die chronisch defizitäre Großbäckerei soll schon heuer schwarze Zahlen schreiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2013)

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