Türkei: Erdogan droht Botschaftern mit Ausweisung

US-Botschafter Francis J. Ricciardone.
US-Botschafter Francis J. Ricciardone.(c) Reuters (Umit Bektas)
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In der Türkei sorgt ein Korruptionsskandal für Aufsehen. Die Affäre weitet sich nun international aus.

Die von einem Korruptionsskandal erschütterte türkische Regierung hat am Samstag mit der Ausweisung ausländischer Botschafter gedroht. "Einige Botschafter sind in Provokationen verwickelt. Wir sind nicht gehalten, Sie in unserem Land zu lassen", sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Samstag in der Stadt Samsun am Schwarzen Meer an die Adresse der nicht näher genannten Diplomaten.

Beobachter vermuten, die Drohung richte sich insbesondere gegen US-Botschafter Francis Ricciardone. Der hatte laut türkischen Medien gegenüber EU-Vertretern erklärt, Washington dränge die staatliche türkische Bank Halkbank, ihre Geschäfte mit dem Iran zu stoppen.

Ricciardone bezeichnete die Berichte am Samstag als "unbegründete Behauptungen". Niemand dürfe mit haltlosen Unterstellungen die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei schädigen, erklärte er auf Twitter.

Korruptionsverdacht in höchsten Kreisen

In der Türkei sorgt eine Welle von Festnahmen und Ermittlungen gegen hohe Funktionsträger sowie die Söhne mehrerer Minister für Aufsehen. Der Chef der Halkbank, Suleyman Aslan, ist im Kreis derjenigen, die wegen Korruptionsverdachts in Untersuchungshaft genommen wurden.

Medienberichten zufolge sind offiziell Strafverfahren gegen die Söhne von Innenminister Muammer Güler und Wirtschaftsministers Zafer Caglayan eingeleitet worden. Ermittlungsrichter in Istanbul ordneten am frühen Samstagmorgen Untersuchungshaft für die Beschuldigten an, wie die Fernsehsender NTV und CNN-Türk berichteten.

Die Ministersöhne waren am Dienstag zusammen mit dem Sohn von Umweltminister Erdogan Bayraktar festgenommen worden. Dieser wurde jedoch nach mehrstündigen Befragungen durch Staatsanwälte und Richter wieder freigelassen, wie die Sender berichteten.

Auch gegen den Chef der staatlichen Bank Halkbank, Süleyman Aslan, und einen Bauunternehmer wurden den Berichten zufolge Strafverfahren eingeleitet. Den Verdächtigen werden unter anderem Bestechung, Betrug und Geldwäsche vorgeworfen.

Steckt islamistischer Prediger dahinter?

Erdogans Gegner in der Affäre ist nach Meinung vieler Beobachter die mächtige Bewegung des in den USA lebenden islamistischen Predigers Fetullah Gülen. Hintergrund sind Spannungen zwischen Erdogans islamisch-konservativer Regierung und der Gülen-Bewegung. In der Justiz und im Polizeiapparat gilt die Gülen-Bewegung als besonders einflussreich.

(APA/AFP)

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