Interview

Ralf Rangnick: „Wien braucht sein eigenes Wembley-Stadion!“

Ralf Rangnick ist nicht nur Teamchef der Nationalmannschaft. Er ist auch der Denker und Lenker des österreichischen Fußballs.
Ralf Rangnick ist nicht nur Teamchef der Nationalmannschaft. Er ist auch der Denker und Lenker des österreichischen Fußballs. Imago/Micah Crook/Shutterstock
  • Drucken
  • Kommentieren

Teamchef Ralf Rangnick im „Presse am Sonntag“-Interview: Ein Gespräch über Saudiarabiens Ambitionen im Fußball, russische Sportler bei Olympia und Marko Arnautovićs Zukunft. Der Deutsche liefert auch eine Vision für den Prater.

Fußball-Europa ist angesichts der Transferoffensive Saudiarabiens in diesem Sommer etwas besorgt. Könnten sich durch die Ambitionen am Arabischen Golf die weltweiten Kräfteverhältnisse ernsthaft verschieben?

Ralf Rangnick: Es werden astronomische Summen geboten und bezahlt, aber die entscheidende Frage ist: Wie lang kann und will Saudiarabien das durchziehen? Man kennt diese Vorgehensweise ja etwa schon aus China. Dass Saudiarabien den Weltfußball wirklich prägen wird, das glaube ich einfach nicht. Dafür ist man qualitativ einfach zu weit weg von den Top-Ligen Europas. Und: Sie können ja allein aufgrund der Statuten nicht in der Champions League mitspielen, auch wenn sie das gern tun würden.

Verstehen Sie Profis, die dem Ruf des Geldes aus der Wüste folgen?

Für mich ist Geld nicht alles. Mein Weg hätte mich sonst wohl auch nicht nach Österreich und zum ÖFB, sondern anderswo hingeführt. Aber man kann es den Spielern nicht verübeln. Wenn du anderswo ein Vielfaches verdienen kannst, dann kommst du schon mal ins Grübeln. Es gibt ja auch Spieler, die kommen aus relativ ärmlichen Verhältnissen. Sie ernähren teilweise ihr gesamtes Heimatdorf. Sadio Mané unterstützt zum Beispiel sehr viele seiner Landsleute, lässt Krankenhäuser und Schulen bauen.

Konnten Sie auch den Abgang von Trainer Matthias Jaissle aus Salzburg zu al-Ahli nachvollziehen?

Es war seine persönliche Entscheidung. Wenn die Zahlen aber stimmen, dann hat er mit einem Dreijahresvertrag in Saudiarabien ausgesorgt und kann danach beruflich machen, was er will. Wobei der Zeitpunkt des Wechsels so kurz vor Saisonbeginn unglücklich war.

Die Menschenrechtslage scheint beim Transfer nach Saudiarabien niemanden zu interessieren. Warum eigentlich?

Da ist eine komplizierte Facette dieser Debatte. Es sind schon vor Kriegsbeginn namhafte Spieler nach Russland gewechselt, da war die Welt dort auch nicht in Ordnung. Ähnliches gilt für China. Welchen Maßstab setzt man also an? Vor den Olympischen Spielen in Paris 2024 steht das IOC ja vor einer ähnlichen Frage. Sollen russische Sportler unter neutraler Flagge starten dürfen?

Sollen sie?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.