Kiew: Zehntausende bei neuen Protesten gegen Janukowitsch

Mit Minibussen, Autos und Fahrrädern machten sich Tausende auf den Weg zu der Residenz, die vielen als Symbol der Korruption gilt.
Mit Minibussen, Autos und Fahrrädern machten sich Tausende auf den Weg zu der Residenz, die vielen als Symbol der Korruption gilt. REUTERS
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50.000 Demonstranten versammelten sich in Kiew zu einer neuerlichen Großkundgebung, weitere 5000 zogen zu der Residenz des Präsidenten außerhalb der Hauptstadt.

Zehntausende Anhänger der Opposition haben am Sonntag in der Ukraine erneut gegen die Staatsführung von Präsident Viktor Janukowitsch protestiert. Auf dem Unabhängigkeitsplatz im Zentrum der Hauptstadt Kiew versammelten sich etwa 50.000 Menschen.

Die Versammlung auf dem Maidan im Zentrum Kiews war die sechste Großkundgebung der Opposition seit dem Beginn des landesweiten Protests gegen den Kurs der Regierung. Zwar verloren die Proteste seitdem an Zugkraft, im Vergleich zum vergangenen Sonntag gingen aber etwa 10.000 Menschen mehr auf die Straße. Der Oppositionelle Arseni Jazenjuk forderte die Demonstranten auf, ihren Protest fortzusetzen. "Wir dürfen den Maidan nicht räumen", rief er ihnen zu.

Journalistin angegriffen

5000 Demonstranten zogen außerdem zu der schwer bewachten Residenz des Präsidenten außerhalb Kiews. Angefacht wurden die Proteste durch den Angriff auf die Journalistin Tetjana Schornowil. Schornowil, die in der Nacht auf Mittwoch von Unbekannten brutal zusammengeschlagen worden war, hatte mehrfach über eine illegale Privatisierung der Luxus-Residenz des Präsidenten berichtet. Bei dem Angriff wurde sie schwer im Gesicht verletzt.

Etwa 300 Meter von dem Haus entfernt hissten die Demonstranten Fahnen der Ukraine und der EU und skandierten "Nieder mit der Bande". Die Oppositionsführer kündigten weitere Protestaktionen vor dem Haus des Staatschefs an. "Sie werden sehen, dass wir viele sind und keine Angst haben. Das nächste Mal werden hier Millionen Menschen sein", sagte Boxweltmeister Vitali Klitschko.

Assoziierungsabkommen abgesagt

Ende November hatte Janukowitsch offenbar auf Druck Russlands die lang geplante Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der EU abgesagt. Seitdem sieht sich die Regierung in Kiew mit anhaltenden Massenprotesten konfrontiert. Vor knapp zwei Wochen kündigte der russische Präsident Wladimir Putin nach einem Treffen mit Janukowitsch an, Russland werde seinen Gaspreis um rund ein Drittel senken und knapp elf Milliarden Euro in ukrainische Staatsanleihen investieren.

(APA/AFP)

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