Postüberfall durch unsensiblen Caritas-Präsidenten

Sind Postbeamte für das Bundesasylamt geeignet? Pauschale Bedenken sind ungerecht.

Jetzt fehlt nur noch, dass die Postgewerkschaft dazu aufruft, die Caritas gezielt zu bestreiken. Mit dem Kirchenaustritt von 20.000 Postmitarbeitern hat Gewerkschaftschef Köstinger am Freitag Caritas-Präsident Landau in einem offenen Brief schon gedroht.

Man muss nicht in Rundum-Verteidigung erprobter Postgewerkschafter sein, um festzustellen: Landaus Kritik an umgeschulten Postbediensteten im Bundesasylamt war nicht übermäßig klug. Er halte es für hochproblematisch, wenn „angelernte Postbeamte“ in sensiblen Materien entscheiden, „wo es um Leben und Tod geht“, warnte der Caritas-Chef. Genauso gut könnte man die Frage aufwerfen: Entscheidet ein Topjurist für Fremdenrecht, dem durch privaten Streit und ungerechte Kritik eines überlasteten Vorgesetzten der Tag vergällt wurde, im Einzelfall humaner?

Vor allem irritiert, dass Landau in ähnlicher Form das macht, was er sonst Scharfmachern gegen Asylwerber vorwirft. Er hält pauschal umgeschulte Postbeamte für ungeeignet. Seltsam. Vor allem, wenn solches von einem Caritas-Präsidenten und gelernten Biochemiker kommt, der sich zum Theologen umschulen ließ.

E-Mails an: karl.ettinger.@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2014)

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