Elbphilharmonie: Abschlussbericht nennt Schuldige

Hamburg St Pauli Hamburg Hamburger Europa europe Norddeutschland norddeutsch Hansestadt germ
Hamburg St Pauli Hamburg Hamburger Europa europe Norddeutschland norddeutsch Hansestadt germ(c) imago/Hoch Zwei Stock/Angerer (imago stock&people)
  • Drucken

Das Hamburger Prestigeprojekt ist zehnmal so teuer wie ursprünglich geschätzt. Schuld daran sind Planungsfehler und überforderte Politiker.

Überforderte Politiker und eine unfertige Planung sind für die Kostenexplosion und die Zeitverzögerungen beim Bau der Hamburger Elbphilharmonie verantwortlich, heißt es in dem Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses, aus dem "Spiegel Online" und "Bild"-Zeitung am Dienstag zitierten. Die Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft bestätigte die Berichte. Zudem habe das Nebeneinander von Bauunternehmer und Architekten zum Chaos geführt.

Erstmals nenne der 724 Seiten starke Bericht auch die Namen der Verantwortlichen für den Bau, der zehn Mal so viel Geld verschlingt wie ursprünglich geplant. Demnach wollten alle Beteiligten das Prestigeprojekt unbedingt umsetzen, ohne den Steuerzahlern die wahren Kosten zu präsentieren.

Der Vorsitzende des Ausschusses, Ole Thorben Buschhüter (SPD), nannte die Vorabveröffentlichung des Berichts "sehr ärgerlich". "Das ist nur ein Entwurf, die Abgeordneten müssen den Bericht jetzt erstmal lesen", sagte Buschhüter. Am 14./15. Februar werde der Entwurf im Ausschuss öffentlich beraten, mit einer Veröffentlichung des Abschlussberichts sei erst im April zu rechnen.

Mischung aus Unfähigkeit und Selbstherrlichkeit

Dem städtischen Projektkoordinator für die Elbphilharmonie, Hartmut Wegener, attestiere der Abschlussbericht eine Mischung aus Unfähigkeit und Selbstherrlichkeit, heißt es in den Medienberichten. Auch der spätere Geschäftsführer der Realisierungsgesellschaft (ReGe), Heribert Leutner, habe versucht, Bürgerschaft und Öffentlichkeit zu täuschen.

Hamburgs damaliger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) habe sich vor allem durch Desinteresse an unbequemen Details ausgezeichnet. Die ehemalige Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) habe "die Bürgerschaft nicht richtig und rechtzeitig über wichtige Umstände informiert". Und der damalige Chef der Senatskanzlei Volkmar Schön (CDU) sei seiner Aufsichtspflicht nicht gerecht geworden.

Aber auch die Architekten Herzog & de Meuron und der Baukonzern Hochtief kommen in dem Abschlussbericht nicht gut weg. Weil fertige Baupläne nicht rechtzeitig vorgelegen hätten, sei es zu einer "chaotischen Situation einer aufwendigeren Planung parallel zum Bau" gekommen.

789 Millionen Euro statt 77 Millione

Über den Baukonzern Hochtief äußert der Bericht die Vermutung, das Unternehmen habe den Angebotspreis von Anfang an niedrig kalkuliert, um später Nachforderungen zu stellen. So stiegen die Kosten für das Konzerthaus von ursprünglich 77 Millionen Euro auf mittlerweile 789 Millionen Euro - die Eröffnung wurde mehrfach von 2010 auf 2017 verschoben.

Nach der Veröffentlichung des vertraulichen Berichtsentwurfs hat die Links-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft gefordert, den kompletten Bericht sofort online zu stellen. "Seit Jahren werden Abgeordnete und Fraktionsmitarbeiter im Untersuchungsausschuss Elbphilharmonie zu strikter Geheimhaltung der Unterlagen und Akten verpflichtet. Die zum Teil absurden Vorschriften dieser Geheimniskrämerei erschweren die Aufklärung der Sachfragen und die Bewältigung der Materialflut erheblich", sagte Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.