Kunstmarkt

Viennacontemporary zeigt, was möglich ist

Die Galerie Kargl bietet Arbeiten von Jakob Lena Knebl, darunter die Skulptur „boots“ von der 59. Biennale von Venedig.
Die Galerie Kargl bietet Arbeiten von Jakob Lena Knebl, darunter die Skulptur „boots“ von der 59. Biennale von Venedig. kunst-dokumentation.com
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Nach reichlich Turbulenzen und gemischter Qualität hat sich die Messe heuer konsolidiert. Ein Rundgang zeigt: Die Qualität überzeugt, die Zone 1 ist ein Highlight, und dank des zeitgleichen Galerien-Festivals Curated by stimmen die Besucherzahlen.

Der Kursalon Hübner im Wiener Stadtpark bietet heuer zum zweiten Mal der zeitgenössischen Messe Viennacontemporary (VC) Quartier. Es wird das letzte Mal sein, denn, wie „Die Presse“ berichtete, zieht die Veranstaltung weiter. Ab 2024 findet sie in der Halle D der Messe Wien statt, und das ist gut so. Die Veranstalter haben sich heuer zwar bei der Messearchitektur viel überlegt: Die Gänge sind offener, der viel kritisierte Keller wird nicht bespielt, und das zusätzlich auf der unteren Terrasse aufgestellte Zelt hilft, Galerien mehr Raum zu geben. Dennoch wirkt der Kursalon immer noch wie eine Kompromisslösung.

Die Entscheidung umzuziehen ist also gut und richtig. Auch deshalb, weil die VC trotz Erweiterungszelt nur 61 Galerien zulassen konnte. Da ist Luft nach oben. Der Termin parallel zum Galerienfestival Curated by ist schlau, bringt es doch zusätzliches internationales Publikum nach Wien. Das war sowohl bei der VIP-Preview als auch bei der anschließenden Vernissage am Donnerstag zu merken.

Generell erweckt die VC heuer viel Aufmerksamkeit, mehr als noch im Jahr davor, ist von den Ausstellern zu hören. Die Qualität der gezeigten Arbeiten ist durchwegs überzeugend, das Angebot vielfältig und interessant. Auch haben sich viele Aussteller für Solopräsentationen entschieden, ein womöglich positiver Nebeneffekt des begrenzten Platzangebots. Die Wiener Galeristin Silvia Steinek widmet etwa ihren Stand Clemens Wolf. Seine „Parachute Paint­ings“, bei denen er ausgediente Fallschirme verwendet, sie arrangiert und die geworfenen Falten mit gefärbtem Epoxidharz konserviert, sind ein farbintensiver Hingucker. Preislich liegen die Arbeiten von Wolf zwischen 4000 und 14.000 Euro. „Das ist die richtige Preislage für diese Messe“, sagt Steinek. Sie hat schon Arbeiten verkauft, sagt sie, obwohl die Spontanität der Käufer etwas nachgelassen habe. Auch die durch die hohe Inflation gestiegene Kostenbelastung sei spürbar. „In meinem Preissegment kann ich nicht einfach mehr für die Arbeiten verlangen. Die Preise sind an die Entwicklung der Künstler gebunden und nicht an die Inflation“, sagt die Galeristin.

Auch die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman hat sich für eine Solopräsentation entschieden und zeigt Peter Sandbichler. Die für das MAK entstandene Arbeit „Ohne Titel (Column)“ aus recyceltem Karton dominiert den Stand und kostet 12.000 Euro, die aus Bronze gegossenen Hocker kosten 15.000 Euro, und die Origami-Arbeiten 6200. Auch Thoman hat bereits verkauft.

Vom Keller ins Obergeschoß. Die kuratierte und geförderte Zone 1 ist heuer in den ersten Stock übersiedelt und bekommt dort den verdienten Raum und deutlich mehr Aufmerksamkeit. Die britische Kuratorin Francesca Gavin hat zehn Einzelpräsentationen von Nachwuchskünstlern ausgewählt, darunter auch die VR-Arbeit „The Fetch“ von Christiane Peschek, die mit dem neuen Kooperationspartner der VC, dem Tech-Konzern Meta, entstanden ist. Originell ist die Arbeit von Anthony Akinbola, der die Demokratisierung der Kunst thematisiert, in dem Besucher eine Nummer ziehen können, um einen Schlüssel zu bekommen, der ihnen Zugang zu einem Spind gibt, aus dem ein Kunstwerk mit nach Hause genommen werden kann. Repräsentiert wird er von der Galerie Krinzinger. Emanuel Layr ist in der Zone 1 mit Matthias Noggler vertreten, der in seinen Bildern den Akt des Sehens hinterfragt, und die Galerie Ernst Hilger präsentiert die junge Kärntnerin Assunta Abdel Azim Mohamed, die in ihren Kugelschreiber-Zeichnungen soziokulturelle Phänomene thematisiert. Eine Skulptur um 18.000 Euro hat Hilger schon verkauft.

Im Zelt angesiedelt ist Rudolf Leeb, der den Stand zwei Künstlerinnen widmet: Viktoria Morgenstern und Birgit Graschopf. „Die Zukunft der Kunst ist weiblich“, sagt der Galerist, der mit den Werken der beiden schon am ersten Tag reüssiert hat. Morgenstern war mit ihrer Stahlstangenskulptur „Into the Inferno #1“ in der Ausstellung „Über das Neue“ im Belvedere 21 vertreten. Die Arbeit ist jetzt für 3000 Euro zu haben. Spannend ist auch der Stand der Berliner Galerie KOW im Erdgeschoß des Kursalons mit Arbeiten von Anna Boghiguian, die 2015 auf der Biennale von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Galerist Nikolaus Oberhuber hat bereits eine größere Skulptur von ihr verkauft. „Wir zeigen auch Arbeiten von Peter Friedl, einem österreichischen Künstler, den man nicht so häufig sieht“, sagt er. Die Fotoarbeiten kosten jeweils 7000 Euro.

Begehrte Boots. Apropos Biennale: Die Galerie Kargl hat Arbeiten von Jakob Lena Knebl im Programm, darunter zwei Objekte, die im Rahmen der 59. Biennale im Österreich-Pavillon Teil der von Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl gestalteten „Begehrensräume“ war. Die Skulptur „boots“ wird um 10.170 Euro und „brutal rosé“ um 10.735 Euro angeboten. Knebl wurde bereits verkauft.

Generell war unter den Ausstellern die Stimmung positiv. Dennoch war zu hören, dass der heimische Markt heuer ruhiger und schwieriger ist. Entsprechend liegen jetzt die Hoffnungen auf der Herbstsaison.

Faktenbox

Viennacontemporary

Die Messe für zeitgenössische Kunst findet von 7. bis 10. September im Kursalon Wien, im Wiener Stadtpark statt. Eingang: Johannesgasse 33, 1010 Wien.

Öffnungszeiten: VIP-Zeiten 11 bis 13 Uhr. Öffentliche Besucherzeit am letzten Messetag, dem 10. September, von 13 bis 18 Uhr.

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