Neue EZB-Jobs könnten Bank-Gehälter antreiben

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1000 Mitarbeiter will die Europäische Zentralbank für die neue Bankenaufsicht einstellen.

Rosige Zeiten für Bankspezialisten in Europa. Die Europäische Zentralbank (EZB) konkurriert mit Finanzriesen wie Deutsche Bank AG und HSBC Holdings Plc um Mitarbeiter, weil sie für ihre Rolle als Bankenaufsicht der Eurozone 1000 Mitarbeiter einstellen will.
Ihre neue Aufgabe soll die EZB schon im November übernehmen.

Die EZB zahlt Analysten, Team- und Abteilungsleitern Gehälter zwischen 54.408 Euro und 116.508 Euro und liegt damit womöglich unter den Angeboten der Geschäftsbanken - allerdings machen Steuererleichterungen, Zuschüsse für die Kinderbetreuung sowie an Gehälter gebundene Renten die Jobs bei der Notenbank durchaus attraktiv, erklärt Berater Aleksander Montalbetti von der Firma Indigo Headhunters in Frankfurt.

EZB als attraktiver Arbeitgeber 

Die EZB unter Leitung von Mario Draghi holt in Frankfurt die neuen Leute an Bord, nachdem die europäischen Staats- und Regierungschef ihr die Aufgabe der Bankenaufsicht in der Region übertragen hatten. Chefin der Bankenaufsicht ist die Französin Danièle Nouy. Die Branche war von der Finanzkrise und einer Reihe von Skandalen gebeutelt worden, darunter etwa die Manipulation von Referenz-Zinssätzen.

Die Einstellungswelle bei der EZB könnte die Gehälter nach oben treiben, weil gleichzeitig auch die Banken auf der Jagd nach Risikomanagern und Compliance-Mitarbeitern sind, um mit der Flut regulatorischer Vorgaben zurechtzukommen. “Jeder redet darüber. Banken und Beratungsfirmen machen sich Sorgen, dass sie EZB einige ihrer Mitarbeiter an sich ziehen wird”, sagt Montalbetti gegenüber Bloomberg News. “Sie wird als sehr attraktiver Arbeitgeber gesehen. Ich kenne mehrere Banker und Prüfer, die sich bewerben.”

Auch Banken suchen Mitarbeiter 

Die Geschäftsbanken ihrerseits holen hunderte neue Mitarbeiter an Bord - als Antwort auf die neue Regulierung, die steuerfinanzierte Bailouts wie nach der Pleite von Lehman Brothers Holdings Inc. in 2008 künftig verhindern soll. Allein die Deutsche Bank, die am Ertrag gemessen größte Investmentbank in Europa, gibt rund eine Mrd. Euro zur Verbesserung der Kontrollsysteme und für neue Mitarbeiter aus. HSBC, Europas größte Bank nach Bilanzsumme, stellte in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres etwa 1600 Personen in den Bereichen Risiko und Compliance ein.

Laut Bert Bruggink, Finanzchef bei Rabobank Groep in Utrecht, gibt es einen Mangel an qualifizierten Risiko-Managern. “Es ist nicht so einfach, Dutzende Leute zu finden, die an Bord geholt werden können”, sagte er im Interview mit Bloomberg News. “Es gibt sie einfach nicht.”

Generaldirektoren bereits an Bord

Korbinian Ibel, bisher Leiter Group Risk Controlling und Capital-Management bei der Commerzbank AG, gehört zu jenen Leuten, die bereits angestellt worden sind, um die vier Abteilungen der neuen Aufsicht zu führen, wie die EZB am Donnerstag erklärte. Stefan Walter von Ernst & Young LLP, Ramon Quintana von der spanischen Zentralbank und Jukka Vesala von der finnischen Finanzaufsicht sind die anderen drei Generaldirektoren.

Wer für die EZB arbeitet profitiert auf jeden Fall von niedrigeren Steuerzahlungen. So wie bei allen Angestellten einer europäischen Institution werden die Steuern an die Europäische Union abgeführt und nicht an das Heimatland - zu Sätzen zwischen acht Prozent und 45 Prozent. In Großbritannien liegt indes der niedrigste Steuersatz bei 20 Prozent. Und der Spitzensteuersatz war im vergangenen Jahr in elf der 18 Eurozonen-Länder höher als
45 Prozent. Das zeigen EU-Daten.

(Bloomberg)

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