Wintersaison: Dem Sporthandel fehlt der Schnee

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Der heimische Sportartikelhandel leidet derzeit unter Umsatzeinbußen. Noch dazu mischt Modekette H&M vermehrt bei der Sportmode mit und unterstützt werbewirksam das schwedische Olympia-Team.

Wien. Der Konsument ist ein wettergetriebenes Wesen. Auch wenn ein Wiener in einem schneesicheren Wintersportort seinen Skiurlaub bereits gebucht hat – die Lust, Skiausrüstung zu kaufen, stellt sich erst dann ein, wenn der Schnee vor der Haustüre liegt.

Die Wärme und der fehlende Schnee machen also nicht nur den Hoteliers Sorgen, sondern auch dem Handel: „Obwohl wir im Osten und Süden Österreichs den Abverkauf der klassischen Skiartikel bereits Anfang Jänner gestartet haben, werden wir auf einem Teil der Ware sitzen bleiben“, sagt Sport-2000-Chef Holger Schwarting. In Westösterreich, in den Skigebieten, laufe das Geschäft aber dank der Schneekanonen gut.

Das könnte sich aber noch ändern. Denn sollte die angespannte Schneesituation bis Ende Jänner anhalten, rechnet WKO-Tourismus-Spartenobmann Hans Schenner mit einem Nächtigungsrückgang von zwei bis drei Prozent, trotz Schneekanonen. Dieser Rückgang würde auch am Handel nicht spurlos vorübergehen.

Von Anfang November bis Mitte Dezember sei das Geschäft im Sporthandel gut gelaufen, kurz vor Weihnachten kam aber der Einbruch, sagt Schwarting. Der konnte aber teilweise durch eine Verlagerung des Umsatzes auf andere Bereiche kompensiert werden: „Wir verkaufen derzeit unerwartet viele Fahrräder und Laufschuhe.“ Ähnliches hört man auch bei der Konkurrenz Intersport und Hervis.

Skiverkauf hat sich halbiert

Das Geschäft mit der „Hartware“, also der Wintersportausrüstung im engeren Sinn, ist stark rückläufig: Der Skiverkauf hat sich in den letzten Jahren nahezu halbiert. Dafür boomt der Skiverleih in den Wintersportorten, ein Geschäftsbereich, in dem sich Sportartikelhändler wie Intersport und Sport 2000 bereits etabliert haben. Der Umsatz geht also nicht verloren, sondern verlagert sich von den größeren Städten in die Tourismusorte. Ganz unabhängig von der Schneesituation befindet sich der österreichische Sportartikelhandel derzeit in einer Konsolidierungsphase. Nach Jahren des Flächenwachstums herrscht jetzt Katerstimmung. Die Umsätze des österreichischen Sporteinzelhandels stagnieren seit Jahren. 2013 betrug das nominelle Umsatzwachstum laut Marktforscher Regioplan 0,6 Prozent, was real auf ein leichtes Minus hinausläuft. 2012 setzte der österreichische Fachhandel insgesamt 1,7 Mrd. Euro um.

2013 war das Jahr der Übernahmen und der Kooperationen: Sport Eybl und Sport Experts haben mit der britischen Sports Direct einen neuen Haupteigentümer. Sport 2000 und Gigasport sind eine Einkaufskooperation eingegangen. Ebenso Hervis, Teil der Spar-Gruppe, und der französische Sporthändler Go-Sport. Auch das Management von Intersport Österreich rückte näher mit Deutschland zusammen. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen stehen noch bevor: So sollen 2014 die Sports-Experts-Läden und kleinere Sport-Eybl-Standorte zu Sports Direct umgewandelt werden. Damit verdoppelt sich der Anteil der Diskonter auf rund 30 Prozent.

H&M gibt sich sportlich

Der Wettbewerb verschärft sich weiter, vor allem im Modebereich, der den Sporthändlern mittlerweile über die Hälfte des Umsatzes bringt: Die Modekette H&M lancierte am Freitag eine neue Sportlinie, mit der werbewirksam die schwedische Olympia-Mannschaft in Sotschi unterstützt wird. Allerdings umfasst die Kollektion keine Wintersportmode, sondern fokussiert sich auf die Lifestyle-Bereiche Laufen und Yoga sowie Leichtathletik und Tennis.

Damit macht H&M etablierten Marken wie Adidas und Nike Konkurrenz. Und somit auch den österreichischen Sporthändlern, die diese Marken vertreiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2014)

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