Platini greift wieder einmal Blatter an

Das Ergebnis der Weltfußballerwahl hat einen weiteren Konflikt zwischen Uefa und Fifa ausgelöst.

Selten zuvor ist um die Wahl des Weltfußballers des Jahres so ein Tamtam gemacht worden wie diesmal. Die Emotionen sind schon im Vorfeld hochgegangen, weil man vor allem in Deutschland der Meinung war, die Zeit sei reif für einen Münchner. Zumindest für einen Wahlmünchner, der im Kalenderjahr 2013 nicht ausschließlich das Triple gewonnen hat; aber manche interpretierten diesen Triumphzug des FC Bayern als Wachablöse im europäischen Fußball. Nominiert war Franck Ribéry, der Alaba-Kumpel. Und FC-Bayern-München-Präsident Uli Hoeneß hat bereits im November posaunt: „Wenn Ribéry nicht Weltfußballer wird, dann ist das eine Riesensauerei.“

Franck Ribéry war letztlich der Verlierer des Abends, die abstimmungsberechtigten Nationalelf-Kapitäne und Teamchefs und ausgewählten Journalisten sahen ihn nur auf Rang drei hinter Lionel Messi. „Weil es dem einen oder anderen nicht in die Politik passt, dass der FC Bayern alles gewinnt“, analysierte Hoeneß. Wenn es um Verschwörungstheorien geht, dann ist man in München nicht verlegen. Aber die Wahl hat natürlich einen schalen Beigeschmack, weil die Fifa die Frist zur Stimmabgabe verlängert hat. Diese Zeit hat der neue Weltfußballer eindrucksvoll genützt – indem Cristiano Ronaldo noch schnell einmal in den WM-Play-off-Spielen die Schweden mit Superstar Zlatan Ibrahimović erlegte. Und zwar im Alleingang.

Cristiano Ronaldo war zu Tränen gerührt, der vor Muskeln strotzende Schönling zeigte sich von der weichen Seite. Der Portugiese sieht sich naturgemäß als verdienter Sieger. Der Präsident der europäischen Fußballunion hingegen nicht. Michel Platini litt in Zürich mit seinem Landsmann. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte der Uefa-Präsident. Und da es kaum mehr offizielle Auftritte gibt, bei denen Platini der Fifa und Joseph Blatter keinen Seitenhieb versetzt, hat er es auch diesmal getan. „Seit der Ballon d'Or zur Fifa gewechselt ist, hat sich etwas verändert“, lautete seine Kritik. „Ich bin enttäuscht, weil der Ballon d'Or 50Jahre lang Resultate berücksichtigt hat. Heute zählt der weltweite Wert des Spielers, und das sorgt für Probleme.“

Franck Ribéry, so Platini, habe alles gewonnen. Und darum hätte er die Weltfußballerwahl auch gewinnen müssen. Die Leistung aber sei nicht honoriert worden. Wie schon 2010 nicht, als kein Spanier mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet wurde. „Im nächsten Jahr werden wir wieder hier sein, und es wird heißen: Messi oder Ronaldo? Und in zwei Jahren noch einmal. Und in drei Jahren noch immer.“ Hätte es sich also um eine Uefa-Wahl gehandelt, hätte der Sieger Ribéry geheißen.

Cristiano Ronaldo hat Außergewöhnliches geleistet (69 Tore in 59 Pflichtspielen), er ist auch bei Real Madrid und in seinem Nationalteam der herausragende Spieler. Franck Ribéry hingegen war nur einer der Bayern-Titelgaranten. Kein Zufall, dass Jupp Heynckes zum Welttrainer gekürt wurde und mit Manuel Neuer und Philipp Lahm weitere Münchner Stars in der Fifa-Weltelf stehen.

E-Mail: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2014)

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