Vielleicht reißen wir ihnen die Fingernägel aus

Wie sehr darf ein Staat jemanden quälen, um zu zeigen, dass er etwas Unrechtes getan hat?

Gut 15 Minuten lang zappelte Dennis McGuire in den Ledergurten und schnappte nach Luft, bevor er endlich sterben konnte. 15 lange Minuten, in denen seine Kinder mit Horror den Todeskampf verfolgten.

Nach US-amerikanischer Justizlogik hat der 53-Jährige den Tod verdient, weil er vor 25 Jahren eine damals 22-Jährige vergewaltigt und ermordet hat. Selbst so einen grausamen Tod hat er nach Ansicht des Staatsanwalts verdient: Denn dieser hatte einen Einspruch gegen den bisher unerprobten Todescocktail mit der Begründung abgelehnt, es bestehe „kein Recht auf eine schmerzfreie Exekution“.

Man muss den letzten Satz noch einmal lesen, der selbst für den Vertreter eines archaischen Rechtssystems bemerkenswert ist. Was kommt als Nächstes? Vielleicht die Idee, die Hinrichtung nach der Schwere der Tat abzustufen? Ein schmerzloser Tod durch den Staat nur bei einem schnellen Mord. Wenn aber jemand ein Kind getötet hat, sollte man ihm vielleicht zuerst die Fingernägel ausreißen oder Gliedmaßen abschneiden.

Man hätte nicht geglaubt, dass dieses widerwärtige und abstoßende US-Strafsystem an Grausamkeit noch zu überbieten ist. Ohio hat das zustande gebracht.

norbert.rief@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2014)

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