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Die schwierige Suche nach dem DFB-Teamchef

Eigentlich Vertrag bis 2026: Liverpool-Coach Jürgen Klopp.
Eigentlich Vertrag bis 2026: Liverpool-Coach Jürgen Klopp. Imago
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Von Klopp über Nagelsmann bis Hasenhüttl – Deutschland sucht kurz vor der Heim-EM einen neuen Bundestrainer. Von Ralf Rangnick kam die Absage.

Fußball-Deutschland quält neun Monate vor der Heim-EM eine Frage: Wer wird Nachfolger von Hansi Flick als Männer-Bundestrainer? Zunächst sprang wie schon im Jahr 2000 Rudi Völler in höchster DFB-Not ein, dieses Mal soll aber nach einem Spiel für ihn Schluss sein. Wer nach dem Kräftemessen gegen Vize-Weltmeister Frankreich an diesem Dienstag (21.00 Uhr/live ARD) übernehmen wird, ist völlig offen. Die Wunschlösung vieler Fans und Beobachter ist äußerst unwahrscheinlich.

Jürgen Klopp wäre es zuzutrauen, mit seiner positiven Art die dringend benötigte Euphorie für die Heim-EM zu erzeugen, schreibt die Deutsche Presse-Agentur. Doch der ist noch länger an Liverpool gebunden. „Jürgen hat beim Liverpool FC einen Vertrag bis 2026 - und er hat vor, diesen zu erfüllen“, erklärte sein Berater Marc Kosicke im vergangenen Dezember. Es ist nahezu auszuschließen, dass der 56-Jährige für das Bundestrainer-Amt quasi über Nacht bei den „Reds“ hinschmeißt, zumal er die Möglichkeit schon nach dem WM-Debakel 2022 abgelehnt hat. Und der Doppel-Job, gleichzeitig für Club und Nationalteam verantwortlich zu sein, wäre wohl für keine Seite eine befriedigende Lösung.

Ein anderer Kandidat ist Julian Nagelsmann, dessen Image nach seinem wenig ruhmreichen Abgang beim FC Bayern München jedoch gelitten hat. Ein nächstes missglücktes Engagement beim völlig verunsicherten DFB-Team würde den 36-Jährigen in der Karriere nochmals zurückwerfen. Sein Alter dürfte intern zumindest kontrovers diskutiert werden. Sein Vertrag bei den Bayern gilt noch bis 2026, die Münchner könnten aber an einer Auflösung interessiert sein. Der Rekordmeister hatte einst auch Flick zum DFB ziehen lassen.

Kuntz, Sammer und Co.

Jemand, der den Verband gut kennt, ist Stefan Kuntz. Nach dem jüngsten 1:1 gegen Armenien muss der frühere Erfolgscoach der deutschen U21 um seinen Job als Nationaltrainer der Türkei bangen. Das könnte für den DFB hilfreich sein. Intern wird er aufgrund seines Kommunikationsstils geschätzt. Der Europameister von 1996 würde sich aber kaum nur als Übergangslösung bis zur Heim-EM sehen.

Matthias Sammer arbeitet derzeit als Berater seines langjährigen Arbeitgebers Borussia Dortmund. Zuletzt war der frühere Weltklasse-Libero vor knapp zwei Jahrzehnten als Trainer tätig. Den Bundestrainer-Job bis zur Heim-EM hat er kürzlich im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ ausgeschlossen. „Ich habe vor einiger Zeit für mich die Entscheidung getroffen, dass ich operativ nicht mehr tätig sein möchte. Dabei soll es auch bleiben“, wurde Sammer da zitiert.

Blick ins Ausland

Ist die Zeit reif für den ersten Ausländer auf dem Posten? Auch der Name Oliver Glasner fällt bei den Spekulationen um eine mögliche Flick-Nachfolge, weil der Oberösterreicher vereinslos ist und den deutschen Fußball aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt und beim VfL Wolfsburg sehr gut kennt. Mit dem Gewinn der Europa League vor einem Jahr hatte Glasner zudem bewiesen, dass er große Titel gewinnen kann. Ebenfalls aktuell ohne Club ist Ex-Erfolgstrainer Jogi Löw, der Deutschland 2014 in Brasilien zum WM-Titel geführt hat.

Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt ist zuletzt mit Benfica Lissabon portugiesischer Meister geworden, hat in Portugal aber noch einen Vertrag bis 2026. Der Niederländer Louis van Gaal kokettierte in der „Bild“-Zeitung mit dem Satz: „Normalerweise trainiere ich nicht mehr bei einem Verein, aber ein vielversprechendes Land hat immer noch eine Chance, mich zu überzeugen!“ Der 72-Jährige hat etliche Erfolge vorzuweisen (auch mit dem FC Bayern), er trainierte die Niederlande. Aber steht er für die Zukunft? Wie Glasner wäre dessen Landsmann Ralph Hasenhüttl (56) der erste Ausländer.

Doch was passiert, wenn gegen Frankreich plötzlich alles besser funktioniert? Völler (63) sitzt gemeinsam mit Sportdirektor-Kollege Hannes Wolf (42) und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner (35) auf der Bank. Es ist nicht auszuschließen, dass die Entscheider im DFB im Erfolgsfall für eine Dauerlösung plädieren könnten. Vor 23 Jahren wollte Völler auch nur Übergangslösung sein - und blieb dann vier Jahre. (apa)

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