Pizzicato

Strategische Planung in Österreich

Kurz vor Schulbeginn kam meine Frau aus einem Schreibwarengeschäft, Pagro oder so, und erzählte, es sei recht schwer gewesen, Mitarbeiter um Hilfe zu bitten. Wieso? „Die waren voll damit beschäftigt, das Halloween-Zeug aufzubauen.“

Eigentlich wollt ich darüber granteln, dass, wenn dir jemand hinten dicht auffährt und du in den Innenspiegel schaust, kaum ein Auto samt den Insassen vorn so unsympathisch ausschaut wie ein Porsche Cayenne. Aber dann kam L., mein Lieblingsnachbar. Ein älterer, sportlicher Typ mit schnarrend-nasaler Stimme und herrlichem Wiener Singsang à la Mundl. Ein netter, kluger Mann mit gesundem Hausverstand und ideologiefreier Vernunft. Kürzlich hat er jemanden angerufen. Man konnt‘s weithin hören. Um was es ging? „Grüssi, mein Name ist X. Hurchn‘s, i mechat a Gansl für Weihnachten b‘schtöhn so fünf Kilo i kumat‘s dann holn am 25.“

Auf das brauchte ich Spritzwein. Es hatte immerhin 30 Grad und im Garten lief der Rasensprenger. Das Christkind fliegt zwar noch im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter herum und sucht Geschenke, aber hier ist schon jemand, der sich strategisch auf sein Kommen vorbereitet. Wunderbar, dass es noch langfristiges Planen gibt, grad bei uns in Österreich. Das tun sonst nur die Schweizer, oder? Harhar! Nun ja: Kurz vor Schulbeginn kam meine Frau aus einem Schreibwarengeschäft, Pagro oder so, und erzählte, es sei recht schwer gewesen, Mitarbeiter um Hilfe zu bitten. Wieso? „Die waren voll damit beschäftigt, das Halloween-Zeug aufzubauen.“ Tja: Manchmal kann‘s nerven, wenn Österreicher schweizern.

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

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