Davos: Papst mahnt die Teilnehmer

WEF 2014 DAVOS
WEF 2014 DAVOS(c) APA/EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT (JEAN-CHRISTOPHE BOTT)
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In der Schweiz beraten 40 Staats- und Regierungschefs über Impulse für die Wirtschaft. Papst Franziskus rief zum Einsatz gegen die Armut auf.

Davos/Wien. Der Schweizer Bundespräsident Didier Burkhalter und Japans Premierminister Shinzo Abe haben bei der offiziellen Eröffnung des 44. Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos in der Schweiz zu Frieden und Dialog aufgerufen. Burkhalter betonte die Vermittlerrolle der Schweiz in internationalen Konflikten und bei ökonomischen Fragen. Abe verteidigte seine Wirtschafts- und Außenpolitik. Japan stehe nach 20 Jahren Wirtschaftskrise an einem neuen Anfang, sagte Abe. Die nach ihm benannten "Abenomics", die mit einer bei Experten nicht unumstrittenen riesigen Geldschwemme und einem Reform- und Deregulierungspaket dem Land zu neuem Schwung verhelfen sollen, würden sich bereits auszahlen.

Weit oben auf der Agenda der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) stehen auch die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit sowie die weiter wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in weiten Teilen der Erde.

WEF-Präsident Klaus Schwab erwartet nach eigenen Worten von dem Spitzentreffen mit insgesamt mehr als 2500 Teilnehmern – unter ihnen mehr als 40 Staats- und Regierungschefs – neue Impulse für ein stärkeres Wirtschaftswachstum und die Überwindung der langjährigen Finanzkrise.

Papst Franziskus rief die Teilnehmer zu Beginn des Treffens in einer Botschaft auf, sich stärker für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands auf der Welt einzusetzen. Führende Manager und Politiker hätten eine „klare Verantwortung gegenüber anderen, vor allem denjenigen, die am zerbrechlichsten, schwächsten und verwundbarsten sind“, erklärte der Papst.

Seine Botschaft wurde von Kurienkardinal Peter Turkson überbracht. Es war das erste Mal, dass ein Papst eigens einen Sondergesandten zum Weltwirtschaftsforum schickte. Die viertägigen Beratungen stehen unter dem Motto „Die Neugestaltung der Welt: Konsequenzen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft“.

„Existenzkrise für Luftfahrt“

Mit großer Spannung wird bei der WEF-Tagung der Auftritt des iranischen Präsidenten Hassan Rohani erwartet, der am Donnerstag eine Rede über den „Platz des Irans in der Welt“ hält. Dabei soll es neben Bemühungen des Irans um internationale Investitionen auch um Teherans Haltung im Syrien-Konflikt gehen (siehe dazu auch Seite 8).

In einer WEF-Diskussionsrunde über die Folgen der Eurokrise warnte am Mittwoch der deutsche Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber, dass die nur langsame wirtschaftliche Erholung „kein Grund zur Begeisterung“ sei. Das Wachstum reiche längst noch nicht aus, um das brennende Problem der Arbeitslosigkeit zu lösen, erklärte Weber, der seit Mai 2012 Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS ist. Europas Politiker dürften sich jetzt nicht zurücklehnen, weil die Krise scheinbar eingedämmt sei, sondern müssten Strukturreformen energisch vorantreiben.

Bei einer anderen Debatte warnte der scheidende Chef der AUA-Mutter Lufthansa, Christoph Franz, vor weiteren Lasten für die europäische Luftfahrt. „Wir können uns im internationalen Wettbewerb keinen regulatorischen Luxus leisten“, sagte der Manager. Andernfalls drohe eine Existenzkrise für die gesamte Luftfahrtbranche in Europa. „Wir haben mit Auflagen zu kämpfen, die unsere Wettbewerber nicht haben.“

Die traditionellen Demonstrationen, zu denen einst hunderte Menschen anreisten, blieben diesmal weitgehend aus. Einerseits wegen verschärfter Sicherheitsvorkehrungen, andererseits auch, weil die Gegner ihre Aktivitäten ins Internet verlagert haben. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2014)

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