Alpine-Pleite: Ein Kran, zum Ersten...

5000 Geräte und Werkzeuge des insolventen Baukonzerns werden seit Donnerstag versteigert. Die Online-Auktion ist vorerst auf 17 Tage anberaumt

Wien/St. Pölten. Brauchen Sie einen neuen Hammer, eine Mischmaschine oder sogar einen Hubstapler oder Drehkran? Und zwar auch noch günstig? Jetzt bietet sich die Chance. Das auf Investitionsgüter spezialisierte Auktionshaus Karner&Dechow bringt die letzten 5000 Baumaschinen und Werkzeuge sowie Büromöbel und -geräte des insolventen Bauriesen Alpine unter den Hammer. Donnerstag, erfolgte im Auftrag von Alpine-Insolvenzverwalter Stephan Riel der Startschuss für die Online-Auktion, die vorerst auf 17 Tage anberaumt ist.

„Wir haben im vorigen Oktober und November eine erste Versteigerung durchgeführt und dabei elf Millionen Euro erlöst“, erzählt Firmenchef Herbert Karner der „Presse“. Sie fließen in die Konkursmasse des einst zweitgrößten Baukonzerns Österreichs. Zehn Prozent – in der Regel seien es sonst 15 Prozent – berechne Karner&Dechow als Aufgeld.

Diesmal, so schätzt Karner, dürfte ein einstelliger Millionenbetrag herauskommen, da vor allem Kleingeräte und Werkzeuge angeboten werden. In Summe geht es um die Fährnisse auf den vier Bauhöfen Wals, Asten, Trumau und Eggersdorf, die im Wochentakt ins Netz gestellt werden. Auf der Webseite des Auktionsunternehmens (www.karner-dechow.at), das sich mit 25 Jahren Erfahrung als „industrielles eBay“ versteht, sind auch Besichtigungstermine angeführt. Das sei vor allem bei größeren Geräten und Maschinen sinnvoll, meint Karner. Ansonsten funktioniere alles wie bei eBay: Man stellt ein Preisoffert ins Netz, steigert – und hofft auf das Beste. Gibt es keine Konkurrenzgebote, kann man zum Mindestpreis zuschlagen.

Kaum Geld für die Gläubiger

Der Erlös aus den Auktionen macht das Kraut für die Alpine-Gläubiger allerdings nicht fett: Die Gesamtpassiva der Alpine betragen 3,5 Mrd. Euro. Bis Dezember meldeten 7500 Gläubiger Forderungen von 900 Mio. Euro an. Davon wurden vorerst nur 200 Mio. Euro anerkannt. Bei den bestrittenen Forderungen handelt es sich überwiegend um Haftungen oder Garantiezusagen.

Die Palette der Käufer ist ebenso groß wie das Angebot: Sie reicht von Privaten, die ihren Werkzeugkasten auf Vordermann bringen wollen, über Bastler und Häuslbauer bis zu Mittelbetrieben und Großkonzernen. „Bei der letzten Auktion hat auch die Strabag zugeschlagen“, sagt Karner und verweist darauf, dass die Geräte und Büroausstattungen großteils Topqualität haben. Bei den vergangenen Auktionen habe es auch großes Interesse aus dem Ausland gegeben: Es fanden sich Abnehmer in Indien, in den USA, in der Türkei und auch in Dubai.

Mit dem deutschen Schwesterunternehmen wickelt Karner & Dechow jährlich im Schnitt 300 Auktionen ab, wobei nicht nur ganze Betriebsausstattungen und Industrieanlagen, sondern auch Immobilien unter den Hammer kommen. Dabei wird eng mit Insolvenzverwaltern, aber auch Banken und Leasinggesellschaften zusammengearbeitet. Je mehr Pleiten, desto besser also das Geschäft? „Das stimmt prinzipiell. Wenn es aber zu viele Insolvenzen gibt, dann ist das ein Signal für eine Konjunkturflaute – und dann fehlen auch die Käufer.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2014)

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