Altbischof Kurt Krenn ist tot

Bischof Kurt Krenn verstarb
Bischof Kurt Krenn verstarb(c) EPA
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Der ehemalige Diözesanbischof von Sankt Pölten verstarb im Alter von 77 Jahren. Der konservative Geistliche führte die Kirche in die schwerste Krise seit 1945.

Streitbar zu sein gehöre für ihn zum "Wesen eines vernünftigen Menschen", sagte Bischof Kurt Krenn einmal. Streitbar blieb er bis zu seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit im Jahr 2004. Der ehemalige Diözesanbischof von St. Pölten ist Samstagabend nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben. Ein sprecher der Diözese bestätigte den Todesfall.

„Im Rückblick auf jedes Leben gibt es Licht und Schatten“, sagte Krenns Nachcholger in St. Pölten, Bischof Klaus Küng laut dem Portal kath.net. „Manchmal kommt es bei einem umstrittenen Menschen auf den eigenen Standpunkt an zu entscheiden, wo das Licht endet und der Schatten beginnt. Bischof Kurt mag Schwächen gehabt haben; seine Auftritte und Äußerungen haben sicher manche Menschen gereizt, ja geärgert und gekränkt. Vergessen wir dabei aber auch nicht, dass die Sorge um die Kirche und ihre Sendung sein Leben bestimmt haben. In dieser Hinsicht kann er für jeden und jede von uns ein Vorbild sein“, wird Küng zitiert.

Lange Krankheit

Zum 75. Geburtstag schrieb Küng noch über die schwere Krankheit von Krenn: "Er trägt geduldig seine Krankheit, die nach und nach immer etwas weiter fortschreitet. Er ist jetzt nur mehr wenig mobil, besonders schwierig ist für ihn die Kommunikation. Gäste empfängt er nur mehr sehr wenige, freut sich aber, wenn man ihm etwas Positives erzählt, wie ich von meinen regelmäßigen Besuchen weiß."

Die gesamte Amtszeit des "streitbaren Bischofs" war überschattet von heftigen Kontroversen um seine Person, seinen Stil und viele seiner Aussagen. Krenn war im März 1987 von Papst Johannes Paul II. zum Wiener Weihbischof ernannt worden. Am 15. September 1991 übernahm er von Franz Zak die Leitung der Diözese St. Pölten, die er bis zur Emeritierung am 7. Oktober 2004 innehaben sollte.

Für Krenn taten sich in der 13-jährigen Tätigkeit in St. Pölten mehrere Fronten auf. Auf massive Ablehnung war er etwa bei den Äbten der niederösterreichischen Stifte gestoßen. Eine schier unendliche Geschichte war auch die Auseinandersetzung mit dem Paudorfer Pfarrer Udo Fischer.

Affäre um Kinderpornos im Priesterseminar

Die Affäre um Kinderpornos und Homosexualität im St. Pöltener Priesterseminar läutete das Ende Krenns als Oberhirte ein. De facto wurde er der Leitung der Diözese am 20. Juli 2004 mit der Einsetzung eines Apostolischen Visitators - Klaus Küng, letztlich sein Nachfolger - enthoben.

Widerstand gegen und Konflikte mit Krenn waren aber weit über St. Pölten hinausgegangen. Auslöser dafür war in erster Linie der Fall des früheren Wiener Erzbischofs Kardinal Hans Hermann Groer, gegen den im Frühjahr 1995 Vorwürfe laut geworden waren, er habe in seiner früheren Tätigkeit als Erzieher Buben sexuell missbraucht. Die nie wirklich aufgeklärten Anschuldigungen führten zur Absetzung Groers. Die Folge war die schwerste Krise der katholischen Kirche in Österreich nach 1945, auf das "Kirchenvolks-Begehren" reagierte die Amtskirche mit dem "Dialog für Österreich". Krenn lehnte beides ab, versagte aber Groer im Gegensatz zu seinen Amtsbrüdern niemals die Unterstützung.

Der berühmte "Maul halten"-Sager

1998 war die Kirchenkrise dann Thema bei einem Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom. Dort kam es zum offenen Konflikt: Krenn sagte - sehr zum Ärger des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn als Vorsitzender der Bischofskonferenz - er kenne den Bericht der Bischöfe nicht. Schönborn widersprach, Krenns Reaktion war heftig: "Mir genügt's, wenn die Lügner das Maul halten."

Im Zuge der Affäre um das Priesterseminar wurde Schönborn dann im Juli 2004 deutlich und kritisierte auch den Vatikan: Die Bischofskonferenz und Nuntius Georg Zur hätten schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass in St. Pölten etwas "nicht richtig" laufe. "Und es ist traurig, dass erst jetzt reagiert wird."

Krenn selbst hat die Kritik an ihm stets zurück gewiesen. Als positiver Höhepunkt seiner Amtszeit gilt der Papstbesuch im Juni 1998. Johannes Paul II. zelebrierte damals einen Gottesdienst im St. Pöltner Regierungsviertel.

Kurt Krenn wurde am 28. Juni 1936 in Rannariedl (OÖ) als zweites von sechs Kindern des Ehepaares Karl und Leopoldine Krenn geboren. Nach der Matura am Realgymnasium in Schlierbach trat er 1954 in das Priesterseminar Linz ein und begann das Studium in Linz und Rom. In der "Ewigen Stadt" wurde Krenn am 7. Oktober 1962 auch zum Priester geweiht. In einer Pfarre bei Rom startete er seine Tätigkeit als Seelsorger. Es folgten Studienaufenthalte in Tübingen und München und Lehrtätigkeit in Linz, St. Pölten sowie - über Jahre zeitgleich mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. - an der Universität Regensburg.

(c) APA/M. Schmitt

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(APA/Red.)

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