Einmal Wild – bleifrei, bitte!

Iris Irschik möchte Jägerinnen und Jägern Kupfermunition als Alternative zu Kugeln aus dem gesundheitsgefährdenden Blei schmackhaft machen.

Das Jagdvolk ist ein eher konservatives, und so kommt's, dass noch immer am liebsten mit Bleipatronen auf Tiere gefeuert wird – obwohl das Schwermetall toxisch ist. Tatsächlich kann die Belastung selbst in vermeintlich bleifreien Stücken beträchtlich sein. „Durch den Einschuss verteilen sich mikroskopisch kleine Bleipartikel dezimetertief im Fleisch“, sagt Iris Irschik; sie spricht gar von einem „Bleischneesturm“.

Die passionierte Jägerin – sie selbst isst nur selbst erlegtes Fleisch – untersuchte deshalb für ihre Dissertation am Institut für Fleischhygiene (Vet-Med-Uni Wien, Betreuer: Friedrich Bauer), ob Kupfergeschosse für die Jagd auf Schalenwild – waidmännisch für Wildschwein, Reh, Hirsch und Gams – eine Alternative sind.

„Bei Kupfer sagen alle: Das ist doch auch giftig“, berichtet die Veterinärmedizinerin von branchenüblichen Abwehrreflexen gegen alles allzu Neue. Tatsächlich oxidiert Kupfer leicht, bekannt als Grünspan (nicht zum Verzehr geeignet!). „Aber Kupfer ist auch ein wichtiges Spurenelement, das der Körper braucht.“

Irschik nahm mit einem Vollkupfergeschoss erlegte Tiere genauer unter die Lupe: Sie dokumentierte die Verteilung von Kupferpartikeln mittels Röntgenbildern, verglich Fleischproben mit schusskanalfernen Proben, bereitete dann das Wild nach allen Regeln der Wildkochkunst zu – gut abgehangen, eingelegt in Rotweinbeize oder gebraten. Ein Stück wurde sogar mit einem großen Kupferstück gespickt. Das Ergebnis der ernährungstoxikologischen Prüfungen: unbedenklich! „Man müsste schon jeden Tag drei bis vier Kilogramm Wild essen, um die empfohlene Kupfertagesdosis zu überschreiten.“ Selbst bei jenem Stück, in das während der Woche der Fleischreifung der Kupfergeschossrest eingebettet war, kam es zu keinen bedenklichen Werten.

Kupfergeschosse sind also ein guter Ersatz für das giftige Blei, das einige nordische Länder bereits zur Gänze verboten haben. In Österreich darf seit 2012 auf Wasserwild nicht mehr mit Bleischrot geschossen werden – aus Gründen des Gewässerschutzes (auf Hasen nämlich schon noch). Nachdem sich unsere Behörden so wenig gesundheitsbesorgt zeigen, appelliert Irschik nun an die Vernunft der Jägerschaft: „Vor allem, wer oft Wild isst, gefährdet sich durch Blei selbst.“ Vielleicht lassen sich die Traditionalisten, die „schon immer mit Blei geschossen haben“, ja von diesem Argument überzeugen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2014)

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