Druck auf die Europäische Zentralbank wächst

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Heute könnte die Europäische Zentralbank abermals die Leitzinsen senken. Auch andere Maßnahmen sind möglich.

Frankfurt/Wien. Viel Spielraum hat die Europäische Zentralbank (EZB) nicht mehr, um die drohende Deflation in der Eurozone zu bekämpfen. Denn die Zinsen sind bereits sehr niedrig. Seit November liegen sie auf einem historischen Tief bei 0,25Prozent. Zudem versorgt die EZB die Banken noch bis mindestens Mitte 2015 mit so viel Geld, wie diese bei ihr ordern.

Maximal einen Viertelprozentpunkt kann die Notenbank noch nach unten gehen. Dass EZB-Chef Mario Draghi so weit geht, glaubt gegenwärtig aber kaum ein Experte. Eher wahrscheinlich ist, dass die EZB den Leitzins auf 0,1 Prozent senkt. Ein solch kleiner Schritt hätte aber kaum Auswirkungen auf die Konjunktur. Möglich wären auch mehr Billigkredite für Banken, Strafzinsen für Institute, die ihr Geld bei der EZB bunkern, statt es einander zu leihen– oder neue Wertpapierkäufe.

Ökonom fordert Anleihekäufe

Solche fordert etwa der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger. „Der EZB-Rat sollte sich zu umfangreicheren Wertpapierkäufen durchringen“, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Durch diese Maßnahme, auch „Quantitative Easing“ genannt, wird Liquidität in die Finanzmärkte gepumpt. Die EZB hatte dieses Instrument zwischen 2010 und 2012 bereits eingesetzt, jedoch begrenzt auf Anleihen der Krisenstaaten Griechenland, Irland, Portugal, Italien und Spanien. Noch heute hält die EZB Bonds dieser Staaten im Gegenwert von etwa 170 Mrd. Euro.

Anders in den USA, Japan oder Großbritannien: Dort kauften die Zentralbanken für wesentlich höhere Beträge Anleihen. Die US-Notenbank Fed pumpt auf diese Weise noch immer monatlich 65 Mrd. Dollar in die Märkte.

Für Bofinger hat die EZB noch Nachholbedarf: „Im Vergleich hat die EZB bislang sehr konservativ agiert.“ Angesichts einer Inflationsrate von 0,8Prozent in der Eurozone wären Maßnahmen wie eine weitere Zinssenkung nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Eine Deflation, also sinkende Preise auf breiter Front, führt oft dazu, dass sich Konsumenten und Investoren in Erwartung weiter sinkender Preise in Zurückhaltung üben und so einen Aufschwung verhindern. Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist Japan, dem es erst nach massiven Eingriffen von Regierung und Notenbank zu gelingen scheint, nach mehr als einem Jahrzehnt die Deflation hinter sich zu lassen. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2014)

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