Musik-Folter in Guantanamo: Band stellt USA Rechnung

Archivbild: Camp Delta in Guantanamo Bay. Die Musik der Skinny Puppets soll bei Folter zweckentfremdet worden sein.
Archivbild: Camp Delta in Guantanamo Bay. Die Musik der Skinny Puppets soll bei Folter zweckentfremdet worden sein.(c) EPA/JOHN RILEY
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Skinny Puppy aus Kanada verlangt knapp 500.000 Euro dafür, dass ihre Musik angeblich bei Folter zum Einsatz kam.

Weil ihre Musik angeblich im Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba gespielt wurde, hat eine kanadische Rockband den USA eine Rechnung über 666.000 Dollar (493.000 Euro) geschrieben. Die Band Skinny Puppy habe von einem Ex-Gefängniswärter der US-Militärbasis auf Kuba erfahren, dass ihre Songs bei der Folter von Gefangenen gespielt wurden. Skinny Puppy zählt zu den Pionieren der Industrial-Musik.

"Ich bin nicht nur gegen die Tatsache, dass sie anderen mit unserer Musik Schaden zufügen, sondern sie tun es auch ohne jegliche Genehmigung", sagte der Keyboarder der Band, die nun eine Klage gegen das US-Verteidigungsministerium erwägt. Diesem liege allerdings überhaupt keine Rechnung der Band vor, sagte ein Pentagon-Sprecher der dpa am Donnerstag. Die Vorschriften der US-Armee erlaubten zudem weder Schlafentzug noch Sinnesberaubung.

"Musik kann zu Albtraum werden"

Im Interview mit dem kalifornischen Radiosender CBC schildert Musiker "cEvin Key", wie Häftlinge seinen Informationen zufolge sechs bis 12 Stunden in einer kalten Zelle gefangen gehalten und mit der Musik seiner Band beschallt wurden. "Ich kann es mir nur vorstellen, dass die Musik im falschen Umfeld zu einem Albtraum werden kann", so der Musiker. Seine Quelle auf Guantanamo sei vertrauenswürdig. Als Musik seien außerdem keine Original-Werke eines der Skinny-Puppy-Alben verwendet worden sondern sogenannte Bootleg-Aufnahmen, also unautorisierte Mitschnitte.

Eine überparteiliche Kommission hatte im April 2013 schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung erhoben. Terrorverdächtige seien gefoltert oder mit grausamen, unmenschlichen Praktiken verhört worden. Dazu habe auch die Dauerberieselung mit Musik gehört. Immer wieder wurde die Musik von "Metallica", "Rage against the Machine" aber auch von Britney Spears genannt, die nicht nur in US-Gefängnissen zum Einsatz gekommen sein soll.

Die Skinny Puppys erhalten durch ihre Rechnung an die US-Regierung jedenfalls viel Aufmerksamkeit von den Medien. Ihre neuestes Album trägt den Titel "Weapon" und setzt sich nach Angaben der Elektro-Band mit den Folter-Vorwürfen auseinander.

>> Skinny Puppy
>> CBC-Interview

(APA/dpa/Red.)

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