Nicolas Mahler: Weltverbesserung nach Thomas Bernhard

Nicolas Mahler
Nicolas Mahler(c) ORF (Marc Nordbruch)
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Nicolas Mahlers neue Graphic Novel nach Bernhards Stück „Der Weltverbesserer“ liefert virtuoses Comic-Anschauungsmaterial. Es wird heute bei einer Veranstaltung zum 25.Todestag des Autors vorgestellt.

„Wir können die Welt nur verbessern, indem wir sie abschaffen.“ Der depressive Schlüsselsatz aus Thomas Bernhards Stück „Der Weltverbesserer“ dient dem Wiener Nicolas Mahler als Motto seiner gleichnamigen Comic-Adaption. Der produktive Wiener Zeichner Mahler stellt heute seinen bereits vierten Band der Graphic-Novel-Reihe im Suhrkamp-Verlag in Wien vor, bei einer Veranstaltung des Institut français zum 25.Todestag Bernhards. Motto: „Voltaire sagte ich“.

Bernhard hatte dem „Weltverbesserer“ ein auch nicht allzu optimistisches Voltaire-Zitat vorangestellt: „Ich bin krank. Ich leide vom Kopf bis zu den Füßen.“ Dass sich die prinzipiell auch immer heitere Depression bei Bernhard hervorragend als existenzialistisches Mahler-Pointenmaterial eignet, hat schon dessen Adaption von „Alte Meister“ bewiesen: Dieser triumphale Auftakt zur Suhrkamp-Comicserie erlaubte Mahler in der Folge ungewöhnliche Experimente: die Fusion von H. C. Artmann und Lewis Carroll zu „Alice in Sussex“ und eine eigenwillig reduzierte – jedenfalls vom Umfang her – Comicversion des „Manns ohne Eigenschaften“.

Dass Mahler mit dem „Weltverbesserer“ zu Bernhard zurückkehrt, hat aber nichts mit Wiederholungszwang zu tun, auch wenn dieser bei den unnachgiebigen wie musikalischen Dia- bzw. Monologvariationen des Schriftstellers naheliegt. Indem Mahler erstmals ein Theaterstück adaptiert, macht er besonders klar, dass Comic-Meisterschaft nicht zuletzt eine Frage von Rhythmus ist: auch ein Bernhard-Spezialgebiet, das in gewohnt minimalistischer wie effektiver Mahler-Umsetzung zu hübschen Wechselspielen von Wortreichtum und schweigender Leere führt.

Im Bild tut sich sowieso nicht viel: Das das Stück handelt ja von einem Philosophen, der herumsitzt und meckert (und sich von seiner Frau bedienen lässt), während er auf die Ehrendoktorwürde für seinen „Traktat zur Verbesserung der Welt“ wartet. Das wenige, was sich in den Zeichnungen tut, wirkt dadurch natürlich umso stärker, egal, ob kleine Gags (als der Philosoph über seinen Erfolg in China räsoniert, stellt Mahler das Bild auf den Kopf) oder große Einsicht wie am Ende, als sich konsequent Schwärze über die Welt legt: „Man bringt mich um alles.“ (hub)

„Thomas Bernhard – ein Weltverbesserer?“: Heute um 19 Uhr im Salon Rouge des Institut français de Vienne, Palais Clam-Gallas (Währinger Straße 30 , 1090 Wien), wird Bernhard zum 25. Todestag aus „Voltaire'schem Geiste“ beleuchtet, u. a. mit Nicolas Mahlers Vorstellung von „Der Weltverbesserer“, Lesungen und Vorträgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2014)

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